Die kleine Gemeinde Merklingen auf der Schwäbischen Alb gehört zu den Gewinnern des Fahrplanwechsels 2022/23: Seit dem 11. Dezember 2022 ist der 2000-Einwohner-Ort wieder an den regulären SPNV angebunden – und zwar schneller, öfter und besser als jemals zuvor. Im Verlauf der Schnellfahrstrecke Ulm – Wendlingen (– Stuttgart), die ebenfalls an diesem Tag eröffnet wurde, ging der neue Regionalbahnhof Merklingen in Betrieb. Seitdem hält hier der neu eingerichtete IRE 200, der täglich im Stundentakt (und mit Tempo 200) unterwegs ist und schnelle Verbindungen nach Ulm und Stuttgart bietet.
Merklingen war schon einmal per Bahn zu erreichen, allerdings deutlich gemächlicher: Von 1901 bis 1985 führte eine meterspurige Strecke der Württembergischen Eisenbahn-Gesellschaft (WEG) von Laichingen über Merklingen nach Amstetten, wo in die Normalspurzüge nach Ulm und Stuttgart umgestiegen werden konnte. Die Schmalspurbahn hatte zwar gleich zwei Haltepunkte östlich des Ortes, allerdings waren die Reisezeiten kaum mehr konkurrenzfähig: Am 31. August 1985 stellte die WEG den SPNV ein, und das Bähnle wurde (bis auf ein kurzes Stück zwischen Oppingen und Amstetten, auf dem heute Museumszüge verkehren) abgebaut.
Nach rund 37 Jahren halten nun wieder Züge in Merklingen. Der neue Bahnhof liegt zirka einen Kilometer nordwestlich des Ortskerns und ist – auf einer neuen Straße mit breitem Fuß- und Radweg – schnell zu erreichen. Nördlich und südlich der hier in Ost-West-Richtung verlaufenden Schnellfahrstrecke entstanden zwei 600 Meter lange Ausweichgleise mit zwei 210 Meter langen Bahnsteigen. Die Gleise werden von einem 30 Meter langen Fußgängersteg mit zwei Treppentürmen samt integrierten Aufzügen überspannt. Der Steg führt direkt zu den vier Bussteigen, die mit dem Kasseler Sonderbord von Profilbeton ausgestattet sind, zu einem kleinen Empfangsgebäude mit WC-Anlage, Snack- und Geldautomat, zum Fahrradparkhaus und zum PKW-Parkplatz. Die Abfahrten der Busse sind auf den Fahrplan des IRE 200 abgestimmt, die Linien, auf denen moderne Setra- und Iveco-Niederflurbusse zum Einsatz kommen, führen unter anderem nach Amstetten, Laichingen und Schelklingen. Das Fahrradparkhaus ist mit einfachen Stellplätzen, abschließbaren Fahrradboxen sowie Akku-Ladeboxen ausgestattet. Für Autofahrer stehen 400 Parkplätze zur Verfügung – leichter kann man nicht auf die Bahn umsteigen!
Text: Tim Schulz, Bild: Deutsche Bahn AG / Sebastion Berger