
Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) hat der Hanseatischen Eisenbahn GmbH (HANS) am 2. Dezember 2025 den Zuschlag für das Netz Prignitz erteilt. Im künftigen Verkehrsvertrag bleibt das Angebot im Pendler- und Ausflugsverkehr im bisherigen Umfang erhalten. Die Betriebsaufnahme erfolgt am 14. Dezember 2025.
Zwei Betriebsstufen
Das Netz Prignitz, das vom VBB im Rahmen einer Ausschreibung vergeben wurde, beinhaltet die Linien Neustadt (Dosse) – Kyritz – Pritzwalk (RB 73) und Pritzwalk West) – Pritzwalk – Meyenburg (RB 74). Die Leistungen umfassen in der 2. Betriebsstufe jährlich zirka 257.000 Zug-km, der Verkehrsvertrag läuft bis Ende 2028. Aufgrund der Generalsanierung der Hauptbahn Hamburg – Berlin, die noch bis 30. April 2026 andauert, ergeben sich im Netz Prignitz zwei Zeiträume mit einem unterschiedlichen Zugangebot, da der Bahnhof Neustadt während der Bauarbeiten nicht angefahren werden kann: Die 1. Betriebsstufe endet zum Zeitpunkt der Fertigstellung der Generalsanierung, die 2. Betriebsstufe folgt ab dem 1. Mai 2026. Wie bisher werden die Verkehre auch von den Landkreisen Prignitz und Ostprignitz-Ruppin, den Ämtern Meyenburg und Neustadt (Dosse), den Städte Kyritz und Pritzwalk sowie den Gemeinden Heiligengrabe und Wusterhausen (Dosse) mit 350.000 Euro pro Jahr mitfinanziert.
Betrieb mit niederflurigen Schienenbussen
Die RB 73 verkehrt in der 1. Betriebsstufe nur auf dem nördlichen Abschnitt zwischen Kyritz und Pritzwalk werktags viermal täglich und am Wochenende und Feiertagen dreimal täglich. In der 2. Betriebsstufe fährt die Linie zusätzlich wieder auf dem südlichen Abschnitt zwischen Neustadt und Kyritz Am Bürgerpark werktags im gewohnten Stundentakt, sowie am Wochenende und Feiertagen viermal täglich. Die RB 74 fährt in beiden Betriebsstufen zwischen Pritzwalk und Meyenburg wochentags viermal täglich, sowie an den Wochenenden und Feiertagen dreimal täglich. An Schultagen verkehrt die Linie zwischen Pritzwalk und Pritzwalk West mit drei Einzelfahrten. Wie bisher kommen Schienenbusse des Typs LVT/S mit niederflurigen Einstieg sowie auf der RB 74 hochflurige NE’81-Triebwagen zum Einsatz. Alle Fahrzeuge verfügen über einen Mehrzweckbereich zur Mitnahme von Rollstühlen und Kinderwagen.
Ertüchtigung der Infrastruktur
Durch die Förderung des Landes Brandenburg und die Zusammenarbeit des Infrastrukturbetreibers Regio Infra Nord-Ost GmbH & Co KG (RIN) mit der DB InfraGO AG konnte die Strecke im Neustadt – Pritzwalk im Vorfeld der Generalsanierung Hamburg – Berlin umfangreich modernisiert werden. Die Strecke wird für die Baustellenlogistik benötigt und ist seitdem auch wieder weitgehend mit 80 km/h befahrbar. Die Fahrgäste der RB 73 profitieren daher schon seit August 2025 von einer Fahrzeitverkürzung von etwa 5 Minuten.
Perspektiven
Die Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern hatten gemeinsam ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die Potenziale auf den Strecken Neustadt – Kyritz – Pritzwalk – Meyenburg – Güstrow und Waren (Müritz) – Malchow (Meckl) – Parchim („Mecklenburgische Südbahn“) untersucht. Zwischen Meyenburg und Güstrow ruht der Verkehr, zwischen Malchow und Parchim fahren an Sommerwochenenden Ausflugszüge. Beide Strecken kreuzen sich in Karow (Meckl). Eine Reaktivierung der heute kaum oder gar nicht genutzten Abschnitte im regulären SPNV wäre wirtschaftlich, da im Gutachten ein Nutzen-Kosten-Verhältnis (NKV) von über 1 ermittelt wurde. Die Länder wollen nun die weiteren Schritte für eine Wiederinbetriebnahme des Zugverkehrs mit 80 km/h prüfen. Hierfür ist zunächst die Finanzierung der notwendigen Planungsleistungen sowie der jeweiligen Landesanteile für die Baufinanzierung zu klären.
Für die langfristige finanzielle Absicherung eines regulären Zugverkehrs auf beiden Strecken wäre eine deutliche Erhöhung der für den SPNV zur Verfügung stehenden Mittel notwendig. Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern werden sich weiter für die notwendige Aufstockung und Dynamisierung der Regionalisierungsmittel durch den Bund einsetzen. Die Baukosten für die Reaktivierung der Strecken könnten vom Bund mit bis zu 75 % gefördert werden.
Text: VBB/red, Bild: Regionalverkehr


