Großer Bahnhof für die Zu(g)kunft: Am 21. August 2023 besuchte der neue Akkuzug des Herstellers Alstom den Chemnitzer Hauptbahnhof: Der mehrstündige Halt des Fahrzeugs erfolgte im Rahmen von Testfahrten für das Zulassungsverfahren. Von der Verkehrsverbund Mittelsachsen GmbH (VMS) werden insgesamt elf dreiteilige Einheiten beschafft, die ab Ende 2024 auf der Linie RE 6 zwischen Leipzig und Chemnitz zum Einsatz kommen sollen. Die Linie wird von der Transdev-Tochter Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) betrieben. Zur Premiere konnte VMS-Geschäftsführer Mathias Korda neben zahlreichen Schaulustigen unter anderem Sven Schulze, Oberbürgermeister von Chemnitz und Vorsitzender des Zweckverbands Verkehrsverbund Mittelsachsen (ZVMS), sowie Michael Theurer (FDP), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, begrüßen.
Der Coradia Continental BEMU (Battery Electric Multiple Unit) lädt seine an Bord befindlichen Akkumulatoren während des Halts am Bahnhof über Ladestationen auf und kann so auch auf nicht-elektrifizierten Bahnstrecken elektrisch fahren. Die Reichweite der Akkuzüge beträgt bis zu 120 Kilometer, die Nachladung erfolgt jeweils in Leipzig und Chemnitz. Die Dreiteiler werden in Doppeltraktion mit insgesamt 300 Sitzplätzen verkehren. Sie verfügen über Rollstuhlplätze, Fahrradstellplätze, eine barrierfreie WC-Anlage, Steckdosen und Tische. Von den bereits auf elektrifizierten Strecken im Einsatz befindlichen Coradia Continental unterscheidet sich die BEMU-Variante nur durch die Batterien auf dem Dach. Die elf neuen Akkuzüge im Wert von rund 70 Millionen Euro werden vom VMS sowie dem Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) finanziert und an den Betreiber vermietet. Beschaffung und Finanzierung erfolgen in lokaler Eigenverantwortung.
Die Bahnverbindung Leipzig – Chemnitz ist ausbaubedürftig. Große Teile sind eingleisig, es fehlen Kreuzungsbahnhöfe, die Strecke ist nicht elektrifiziert. Zurzeit verkehren dort diesellokbespannte Reisezugwagen noch aus DDR-Produktion. Gleichzeitig ist die Bahnstrecke die mit Abstand wichtigste überregionale Anbindung von Chemnitz an den Fernverkehr in Leipzig. Ausbau und Elektrifizierung sind in Planung. Allein im Monat Juni 2023 nutzten nach Angaben des Verkehrsunternehmens Transdev 200.000 Fahrgäste die Linie. Für die Nachladung der Akkuzüge in Chemnitz hat der VMS im Chemnitzer Hauptbahnhof das Gleis am Bahnsteig 5 elektrifiziert. Dies erfolgte mit Förderung durch den Freistaat Sachsen. In Tagesrandlagen sollen die Akkuzüge auch als RB 80 von Chemnitz nach Annaberg-Buchholz verkehren. Für die Nachladung dort wurde durch ein Konsortium aus DB Energie, DB Regionetz Infrastruktur, F&S Prozessautomation, Rail Power Systems, Smart Rail Connectivity Campus, TU Dresden und VMS eine 50-Hertz-Nachladestation entwickelt und aufgestellt.
Transdev erbringt unter der Marke Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) SPNV-Leistungen auf den Strecken Leipzig – Chemnitzm(RE 6), Leipzig – Döbeln (RB 110) sowie im Elektronetz Mittelsachsen, das die Verbindungen Dresden – Chemnitz – Hof (RE 3), Dresden – Zwickau (RB 30) und Chemnitz – Elsterwerda (RB 45) umfasst. Im Elektronetz Mittelsachsen kommen herkömmliche Coradia Continental zum Einsatz. An den Standorten Leipzig und Chemnitz sind derzeit über 350 Mitarbeiter beschäftigt.
Text: Tim Schulz, Bild: Alstom/Christoph Busse