
Die privaten Busunternehmer der Regionalverkehr Bodensee-Oberschwaben GmbH (RBO) trafen sich mit Gesellschaftern und Kollegen sowie Vertretern von Verkehrsverbünden zum intensiven Erfahrungs-Austausch. „Um gemeinsam das Beste für unsere Fahrgäste zu erreichen, ist uns ein gutes Miteinander wichtig“, sagte RBO-Geschäftsführer Bernd Grabherr zum Auftakt der Tagung im Januar 2025 in Oberstdorf.
Qualitätskriterien bei Linien-Vergaben
Dr. Andreas Honikel-Günther, Erster Landesbeamter im Landkreis Ravensburg, brachte gute Nachrichten nach Oberstdorf mit. Der Landkreis bekommt den Zuschlag für Fördermittel aus dem Programm „Beratungsgutschein für Qualitätswettbewerbe im ÖPNV“. Zukünftig sollen Vergaben nicht allein über den Preis, sondern über Qualitätskriterien erfolgen. Folgt der Landkreis dem Vorarlberger Modell, dann werden bei Vergaben Qualitätskriterien mit mindestens 30 % gewichtet. „Fahrgäste gewinnen wir nur mit einem verlässlichen Betrieb und guter Qualität. Und die Qualität soll künftig belegt werden und mit in die Zuschlagserteilung einfließen“, so Honikel-Günther. „Die Leistungen sollen in 14 Linienbündel vergeben werden, so dass diese für möglichst viele Unternehmen attraktiv sind“, versicherte der Landkreisvertreter und verwies auf die Möglichkeit, Kooperationen zu bilden.
Vertragsstrafen sind oft eingepreist
Welche Qualitätskriterien den ÖPNV attraktiver machen und welche Kontroll-Mechanismen es gibt, erarbeiteten die knapp 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einer versierten Rechtsanwältin. Dabei kam heraus: Verlässlichkeit, große Flexibilität und hohe Verfügbarkeit stehen für die Busunternehmer an erster Stelle. „Wir kümmern uns und tun sehr viel, um jeden Tag aufs Neue einen verlässlichen Verkehr abzuliefern“, sagte RBO-Geschäftsführer Bernd Grabherr. „Zusicherungen zählen nicht“, erwiderte die Juristin und wies darauf hin, dass „Leistungen aus der Vergangenheit nicht in eine Qualitätswertung einfließen können“. Vielmehr müssten in einer Qualitätswertung konkrete Maßnahmen beschrieben werden, die auch messbar sind.
Einig waren sich die Busunternehmer, dass es Prüfverfahren braucht, die bereits vor der Vergabe angewendet werden und nicht erst im Nachgang über Vertragsstrafen. Die Rechtsanwältin bestätigte, dass bei reinen Preisausschreibungen Vertragsstrafen bereits eingepreist seien. „Vertragsstrafen sind auf 5 % des Jahresumsatzes begrenzt, und sind oft günstiger, als den Vertrag einzuhalten.“
Gute Zusammenarbeit erforderlich
„Wenn unsere Strukturen zerschlagen sind, können sie nicht mehr aufgebaut werden“, brachte Johannes Groß von Omnibus Groß in Rottenburg die Ängste der mittelständischen Unternehmer (und Arbeitgeber) auf den Punkt. Bei den meisten privaten Busunternehmen handelt es sich um Familienbetriebe, die bereits seit Jahrzehnten den Linienverkehr übernehmen und bei denen die nächste Generation bereit ist, sich mit ihrem innovativen Know-how einzubringen. „Der Standard in unserem Verkehrsverbund ist hoch. Das stellt hohe Ansprüche für neue Anbieter“, beteuerte Bernd Hasenfratz, Geschäftsführer der Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund GmbH (bodo), die als Aufgabenträgerin für die Busverkehre in der Region fungiert.
Wie gut es zwischen Busunternehmer und Aufgabenträger laufen kann, beschrieb Paul Kienberger, Geschäftsführer der Firma Egenberger in Thierhaupten. Allen Widrigkeiten wie Preissteigerungen und verzögerter Fahrzeugauslieferung zum Trotz konnte das Unternehmen dank Fördergeldern des Bundes und mit Unterstützung des Landkreises Augsburg im März 2024 mit 14 vollelektrischen Bussen im Linienverkehr starten.
RBO-Geschäftsführer Grabherr zog ein positives Resümee, die Tagung bezeichnete er als „Austausch auf Augenhöhe“. „Einen guten ÖPNV können wir nur miteinander auf die Straße bringen. Und dazu ist es gut, die Perspektiven aller Beteiligten einzubeziehen“.
Der Zusammenschluss im Überblick
Die Regionalverkehr Bodensee-Oberschwaben GmbH (RBO) ist eine Kooperation von 15 privaten Busunternehmen im bodo-Verkehrsverbund. Geschäftsführer sind Bernd Grabherr von der Firma Omnibus Grabherr GmbH, Waldburg, sowie Philipp Reinalter von der Firma Strauss Reisen, Tettnang. Gemeinsam möchten die RBO-Unternehmen zu einer kontinuierlichen Verbesserung des ÖPNV im bodo beitragen. Mit ihren Partnern ist die RBO Anlaufstelle für Kunden und Aufgabenträger und möchte kundenfreundliche ÖPNV-Angebote und Service gestalten. Die 15 Busunternehmer sind auf 62 Linien im bodo unterwegs und leisten im Jahr rund 10 Mio. Strecken-km im Linienverkehr. Sie investieren bislang jährlich rund 7 Mio. Euro in neue Busse.
Text: RBO/ Gunthild Schulte-Hoppe/red, Bild: RBO