Der Bayerische Landtag hat die Staatsregierung am 25. April 2024 aufgefordert, die Waldbahn-Strecke zwischen Gotteszell und Viechtach dauerhaft im SPNV zu reaktivieren. Damit folgt der Landtag einer Beschlussempfehlung des Ausschusses für Wohnen, Bau und Verkehr. Zuvor hatte sich Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) für eine Ausnahme-Regelung ausgesprochen, bei der für die seit 2016 zur Probe betriebenen Bahnstrecke von dem sonst im Freistaat geltenden Reaktivierungskriterium, das mindestens 1000 Fahrgäste pro Zug-km und Tag fordert, abgewichen wird.
„Das Mandat durch den Landtag ist ein wichtiger Meilenstein. Den Dauerbetrieb der Waldbahn zwischen Gotteszell und Viechtach habe ich persönlich vorangetrieben, weil wir mit der Bahnwerkstatt direkt an der Strecke eine Besonderheit haben, die sie von allen anderen Strecken mit Reaktivierungswunsch in Bayern unterscheidet“, begründete Christian Bernreiter die Ausnahme-Genehmigung. Dieser Argumentation folgte nun auch das Parlament.
Die Strecke nach Viechtach gehört zum Waldbahn-Netz, das von „Der Länderbahn“ (DLB) betrieben wird und die Verbindungen von Plattling über Gotteszell und Zwiesel nach Bayrisch Eisenstein, Bodenmais und Grafenau umfasst. Die Länderbahn-Werkstatt am Unternehmenssitz in Viechtach ist die betriebsälteste von insgesamt fünf Werkstätten der Länderbahn, die außer der Waldbahn auch die oberpfalzbahn und den alex betreibt. Neben der Fahrzeug-Instandhaltung für Gotteszell – Viechtach und das Waldbahn-Netz werden hier vor allem schwere Instandhaltungs-Maßnahmen an der Länderbahn-Flotte sowie auch für externe Auftraggeber durchgeführt. Seit Einführung des Probebetriebs auf der Strecke Gotteszell – Viechtach wurde die Werkstatt kontinuierlich erweitert, heute sind dort 43 Mitarbeiter beschäftigt. Darüber hinaus ist die Länderbahn auf der hauseigenen Strecke nach Viechtach Infrastruktur-Betreiberin und für deren Wartung und Instandhaltung zuständig. Insgesamt 8 Mio. Euro waren erst 2023 in die Erneuerung der Gleise investiert worden, davon hatte der Freistaat 80 % aus Mitteln des bayerischen Corona-Investitionsprogramms für Maßnahmen zur Erhaltung und Reaktivierung von nichtbundeseigenen Eisenbahn-Infrastrukturen gefördert.
Die Landesregierung wird nun zusammen mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) die nötigen formalen Schritte zur dauerhaften Reaktivierung der Strecke nach Viechtach in die Wege leiten. Für einen regulären Zugverkehr hatten sich in den vergangenen Jahren auch immer wieder Vertreter der Regional- und Kommunalpolitik sowie Bürgerinnen und Bürger starkgemacht. Stephan Naue, Geschäftsführer der Länderbahn, würdigt das Engagement so vieler Menschen im Landkreis Regen: „Besonders gilt unser Dank den beiden Vereinen GoVIT e. V. und der Wanderbahn, denen es immer wieder gelungen ist, allen politischen Ebenen die Bedeutung der Bahnstrecke Gotteszell – Viechtach als Rückgrat des Nahverkehrs in der Region zu vermitteln und erfolgreich zuerst die Einrichtung eines Probebetriebs und jetzt auch den Regelbetrieb einzufordern.“
Die Verbindung zwischen Gotteszell und Viechtach ist die älteste Stammstrecke der heutigen Länderbahn. 1889 wurde hier die Regentalbahn in Betrieb genommen, die noch heute Teil der Länderbahn ist. Die Linie nach Viechtach führt durch eines der schönsten Naturgebiete im Bayerischen Wald, auch „Bayerisch Kanada“ genannt. 1991 wurde der SPNV eingestellt und die Strecke 25 Jahre nur für Sonderfahrten der Wanderbahn oder Überführungsfahrten zur Werkstatt in Viechtach genutzt. Im Jahr 2016 wurde durch den Freistaat Bayern und den Landkreis Regen der Probebetrieb zunächst für zwei Jahre eingerichtet, der dann mehrfach verlängert worden ist und nun nach seinem Auslaufen Ende 2025 in den Regelbetrieb übergeht.
Text: red/pr, Bild: Regionalverkehr