Am 24. Oktober 2024 hat die Deutsche Bahn (DB AG) gemeinsam mit den beteiligten Bauunternehmen ein wichtiges Etappenziel der Riedbahn-Generalsanierung erreicht. Die Arbeiten an Schienen, Schwellen und Schotter stehen planmäßig vor dem Abschluss. Jetzt beginnt die intensive Phase, in der Techniker die neue Leit- und Sicherungstechnik montieren. Schrittweise schließen sie die neuen Elektronischen Stellwerke (ESTW), sodass Weichen und Signale künftig per Mausklick gesteuert werden können. Planmäßig sollen ab 15. Dezember 2024 wieder Züge über die rundum erneuerte Strecke zwischen Frankfurt (Main) und Mannheim fahren. Bis dahin verkehren Fern- und Güterverkehr auf Umleitungsstrecken.
Pilotprojekt Riedbahn
Die Aufarbeitung der Riedbahn ist Teil der strukturellen Sanierung des DB-Konzerns innerhalb der nächsten drei Jahre. Dabei steht in der Infrastruktur die schnelle Bestandserneuerung im Fokus. Nach dem Vorbild der Riedbahn sollen bis 2027 insgesamt 1500 Strecken-km grundlegend erneuert werden. Ziel ist, dass die DB durch die General-Sanierung hochbelasteter Strecken und weitere Maßnahmen wieder pünktlicher, verlässlicher und profitabler wird. Die Erfahrungen aus dem Pilotprojekt Riedbahn fließen in die Planung der weiteren General-Sanierungen ein: 2025 beginnt die Bahn mit der Erneuerung der Strecken Hamburg – Berlin und Emmerich – Oberhausen. Damit werden die wichtigste Städte-Direktverbindung sowie eine bedeutende Magistrale für den europäischen Güterverkehr leistungsfähiger und weniger störanfällig.
Neue Leit- und Sicherungstechnik auf der Riedbahn
In Zusammenarbeit mit Siemens Mobility erneuert die Bahn die Leit- und Sicherungstechnik auf der Riedbahn. Um die einzelnen Komponenten mit den neuen ESTW zu verbinden, haben die Baufirmen in den vergangenen Monaten mehr als 1 Mio. Meter Kabel verlegt. Jetzt stellen Montagetrupps von Siemens die restlichen Signale auf und schließen alle Komponenten, wie beispielsweise Achszähler, Magneten und Weichenantriebe, an die neuen Stellwerke an. Im Anschluss erfolgt die Prüfung der Gesamtanlage. Von den Bedienplätzen der neuen ESTW-Zentralen in Walldorf, Gernsheim und Mannheim-Waldhof lassen sich künftig große regionale Bereiche überwachen und steuern. Weitere Modulgebäude sind in Groß-Gerau Dornberg, Riedstadt-Goddelau, Biblis und Lampertheim entstanden.
Schrittweise mit ETCS
Neben neuer Stellwerkstechnik kommt auf der Riedbahn künftig auch das neue europäische Zugbeeinflussungssystem ETCS (European Train Control System) zum Einsatz. Dafür bringen Siemens und die DB bis Mitte Dezember tausende Balisen entlang der Strecke ins Gleis. Sie speichern bahnbetriebliche Informationen und übertragen sie an die Züge. Um die Montageorte genau zu bestimmen und die Ausrüstung zu beschleunigen, kommt modernste Satellitentechnik zum Einsatz. Die Inbetriebnahme des ETCS erfolgt in Stufen. Dabei geht das System zunächst auf dem Streckenabschnitt von Mannheim-Waldhof nach Biblis in Betrieb. Alle weiteren Abschnitte folgen im zweiten Quartal 2025. Die ab dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2024 geltenden Fahrplanzeiten bleiben davon unberührt. Reisende und Güterverkehrsunternehmen sollen die stufenweise Inbetriebnahme von ETCS nicht bemerken. Alle Nah- und Güterverkehrszüge können mit ihrer Höchstgeschwindigkeit auf der Riedbahn fahren. Im Fernverkehr werden nach der vollständigen Inbetriebnahme von ETCS zum Teil Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h möglich sein. Dadurch entsteht ein zusätzlicher Zeitpuffer im Fahrplan.
Kommentare
Berthold Huber, DB-Infrastrukturvorstand, sagte zur Installation der ersten Balise: „Die Phase der großen Maschinen auf der Riedbahn geht planmäßig zu Ende – jetzt beginnt das entscheidende letzte Drittel der Generalsanierung.“ Dr. Guido Rumpel, Leitung Rail Infrastructure Deutschland von Siemens Mobility, erklärte: „Die rund 50 Jahre alten Relaisstellwerke der Riedbahn werden durch unsere moderne Stellwerks- und Zugsicherungstechnik ersetzt. Dabei werden entlang der 70 km langen Strecke die gesamte Signaltechnik und Weichenantriebe ausgetauscht.“ Insgesamt stattet der Hersteller acht Stellwerke mit über 600 Signalen, rund 330 Weichenantrieben, 880 digitalen Zählpunkten sowie drei ETCS-Zentralen mit über 3500 Balisen aus. Die Stellwerke und ein Großteil der Signale und Weichenantriebe sind montiert, die Stellwerkssoftware ist in der Freigabephase. Rumpel: „In den kommenden Wochen liegt der Fokus auf dem Einbau der verbleibenden gleisnahen Komponenten und der anschließenden Inbetriebnahme der Gesamtanlage.“
Text: DB AG/red, Bild: Deutsche Bahn AG/NÓI CREW