Bis zu seiner Stilllegung im Jahr 2013 war das im Ammertal gelegene Wasserkraftwerk Kammerl das weltweit älteste noch betriebene Bahnkraftwerk dieser Art. Eine weitere Besonderheit: Es speiste den erzeugten Strom nicht in das 110-kV-Bahnstromnetz, sondern direkt in die Oberleitung der Ammergaubahn Murnau – Oberammergau ein. Nun wird das Kammerl 125 Jahre alt – und rund um das alte Kraftwerk wird in der Sommersaison 2025 kräftig gefeiert.
Neue Attraktionen am und im Kammerl
Zum Saisonauftakt am 11. Mai 2025 stellt der Förderverein historisches Bahn-Wasserkraftwerk Kammerl e. V. eine Reihe von attraktiven Ergänzungen vor: Auf dem Freigelände wird ein Stück Gleis mit Schotterbett präsentiert, dessen Bauteile bis in das Jahr 1896 zurückreichen. Sie wurden bei der Erneuerung der Bahnlinie Murnau – Oberammergau ausgebaut und fanden hier eine neue Verwendung. In der Maschinenhalle informiert ein neuer Zeitstrahl über die Geschichte des elektrischen Bahnbetriebs, und über einen Monitor können weitere Informationen und historische Bilder eingespielt werden. Dipl.-Ing. FH Max Policzka, Vorsitzender des Fördervereins, wird im Rahmen eines Empfangs am Vormittag einen Ausblick auf weitere, teils „gewichtige“ Ausstellungsstücke geben. Um 13, 14 und 15 Uhr finden öffentliche Führungen durch das Kammerl statt. Auf kleine und große Kinder wartet zudem die kleine „Kurbel-Eisenbahn“, für die der Strom durch Kurbeln selbst erzeugt werden muss.
Eine Festwoche zum Jubiläum
In seinem Jubiläumsjahr hat das Kammerl an jeden 2. und 4. Sonntag von Mai bis Oktober zwischen 11 und 16 Uhr geöffnet. Führungen sind einmal stündlich vorgesehen, die letzte Führung beginnt jeweils um 15 Uhr. Zusätzlich ist eine Festwoche vom 14. September (Tag des offenen Denkmals) bis 21. September 2025 (Tag der Schiene) geplant: Dann sollen täglich Führungen stattfinden. Das Kammerl liegt knapp 3 km vom Bahnhof Saulgrub an der Linie Murnau – Oberammergau entfernt und ist zu Fuß oder per Fahrrad über die schmale, wenig befahrene Achelestraße zu erreichen.
Abstecher zur „Johanna“
Wer über die Bahnstrecke München – Garmisch-Partenkirchen anreist, muss in Murnau in die Triebzüge der Ammergaubahn nach Oberammergau umsteigen. In Murnau lohnt sich ein Abstecher zur Denkmal-Lokomotive E 69 04, die auf einem kurzen Gleisstück nur wenige Meter abseits der Bahnsteige steht. Die zweiachsige Maschine, vom Fahrpersonal einst Johanna genannt, war bis 1977 zwischen Murnau und Oberammergau im Einsatz. Nach ihrer Ausmusterung wurde sie vor dem damaligen Bundesbahn-Zentralamt in München als technisches Denkmal aufgestellt. 1997 kam sie per Tieflader zurück nach Murnau, wo sie zunächst am Empfangsgebäude platziert war. Seit 2023 steht sie – zusammen mit einem Strommast – auf dem Gelände des ehemaligen Lokalbahnhofs.
Die für 2025 vorgesehenen Führerstands-Besichtigungen auf der E 69 04 finden am 11. Mai, 8. Juni, 22. Juni, 13. Juli, 27. Juli, 10. August, 24. August und 14. September statt (jeweils ab 11 Uhr). Am 11. August um 14 Uhr wird zudem eine exklusive Ferienpass-Aktion veranstaltet. Weitere Infos gibt es auf der Website des Kammerl-Fördervereins, der auch die Johanna unter seine Fittiche genommen hat.
Text: Förderverein historisches Bahn-Wasserkraftwerk Kammerl/red, Bild: Förderverein Kammerl