Die Deutsche Bahn (DB) hat transparente Schallschutz-Wände mit höchsten Schallschutzeigenschaften entwickelt: Die so genannte MetaWindow kombiniert die lärmabsorbierenden Eigenschaften herkömmlicher Wände mit den optischen Vorzügen transparenter Schallschutz-Wände. Schlüssel dafür ist der Einsatz von Metatechnologie, die durch eine spezielle Geometrie des Schallschutz-Systems den Wirkungsgrad im Vergleich zu herkömmlichen Lärmschutz-Systemen erhöht. Die DB und das italienische Startup Phononic Vibes haben die neue Wand gemeinsam von der Forschung bis zur Zulassung entwickelt. Im Rahmen des Greentech Festivals in Berlin wurde die MetaWindow am 15. Mai 2024 erstmals vorgestellt. Erste Einsätze sind bereits in diesem Jahr beim Bau der S4 in Hamburg geplant.
Die Metatechnologie absorbiert durch ihre spezielle Geometrie gezielt bestimmte Frequenzbereiche und sorgt kombiniert mit klassischem Absorptionsmaterial für eine hohe Schallreduktion. Die MetaWindow ist nach Angaben der DB die erste Wand, die im Bereich der Schallabsorption als hochabsorbierend klassifiziert ist, eine Schalldämmung von 34 bis 37 Dezibel (dB) erreicht und gleichzeitig den Anteil durchsichtiger Flächen bis zu 72 % erhält. Bisher verfügbare transparente Lärmschutz-Wände sind deutlich weniger effektiv in der Schallreduktion und daher entsprechend der gesetzlichen Vorgaben für den flächendeckenden Einsatz entlang der Schiene ungeeignet.
Die MetaWindow ist für Orte von hoher Sensibilität konzipiert, an denen hochabsorbierende Lärmschutz-Wände gesetzlich vorgeschrieben sind. Aufgrund des großen ortsbildprägenden Einflusses von Lärmschutz-Wänden betrifft dies vor allem Bahnstrecken in exponierter urbaner Lage, in touristischen Bereichen, in der Nähe von Wohnbebauung und in spektakulären oder geschützten Naturlandschaften. Davon profitieren Anwohner ebenso wie Reisende, die einen unverbauten Blick während der Zugfahrt haben. Die MetaWindow vermeidet die Zerschneidung von Sichtachsen und fügt sich besser in das Umgebungsbild ein. Die Bahn hofft, dass das Einspruch- und Klage-Aufkommen beim Bau von Lärmschutz-Wänden so deutlich minimiert werden kann – was sich wiederum direkt auch mit kürzeren Realisierungs-Zeiträumen auswirken würde.
Die MetaWindow kostet aufgrund der aufwändigeren Bauweise mehr als eine herkömmliche Lärmschutz-Wand. Dies betrifft jedoch ausschließlich die reinen Materialkosten des Lärmschutz-Elements und nicht die weiteren Kosten, die bei dem Bau einer Lärmschutz-Wand zum Tragen kommen wie beispielsweise Personal und Material für die Gründung und Montage.
Für die DB ist Lärmschutz von hoher Bedeutung: Bis 2050 sollen alle und bis 2030 mehr als die Hälfte der betroffenen Anwohner von Bahnlärm entlastet werden. Um dieses Ziel zu erreichen, kommen zwei Ansätze zum Tragen: zum einen durch ortsbezogene Lärmschutz-Maßnahmen und zum anderen durch Lärmschutz-Maßnahmen direkt an den Fahrzeugen. Um der Minderung des Lärms vor Ort vorzubeugen, sollen bis 2030 zirka 3250 und bis 2050 zirka 6500 Strecken-km des Bestandsnetzes lärmsaniert werden. Hinzu kommen noch Lärmschutz-Maßnahmen im Rahmen der zahlreichen geplanten Neu- und Ausbauprojekte der Bahn.
Text: red/pr, Bild: Deutsche Bahn AG