Das bundeseigene Schienennetz ist in unverändert schlechtem Zustand. Das geht aus dem InfraGO-Zustandsbericht für das Jahr 2023 hervor, den die Deutsche Bahn (DB AG) am 8. Mai 2024 veröffentlicht hat. Zwar gehen die Rekord-Investitionen des Bundes in das Schienennetz in die richtige Richtung. Der Investitionsstau der vergangenen Jahrzehnte lässt sich jedoch so schnell nicht aufholen. Er liegt inzwischen bei 92 Mrd. Euro. Das gemeinnützige Verkehrsbündnis Allianz pro Schiene appelliert an den Bund, aufbauend auf dem InfraGO-Zustandsbericht verbindliche Ziele für die Verbesserung der Schieneninfrastruktur zu benennen.
Bahnübergänge und Stellwerke schneiden dem Bericht zufolge besonders schlecht ab. Ein Viertel der fast 3500 Stellwerke werden mit Note 5 oder schlechter beurteilt. „Das ist ein Alarmsignal“, sagt der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege. „Zu viele unserer Stellwerke sind reif fürs Museum. Die Politik muss den Schalter umlegen und die Digitalisierung der Stellwerke zügig vorantreiben.“
Erstmals wird in dem Bericht der Netzzustand in den Bundesländern dargestellt. In Nordrhein-Westfalen ist der Zustand der Gleise am schlechtesten – hier gibt es nur die Note 3,26. In Thüringen ist das Netz mit der Note 2,64 am besten in Schuss. Die Durchschnittsnote für die Infrastruktur in allen Bundesländern liegt bei 3,03. Die Allianz pro Schiene begrüßt die transparente Darstellung. Ebenso wichtig sei es, dass nun auch Bahnhöfe in den Blick genommen würden, so Flege: „Die Bahnhofsgebäude, die sich noch im Eigentum der DB befinden, werden im Schnitt mit 3,25 bewertet – damit schneiden sie sogar noch schlechter ab als die Infrastruktur insgesamt.“
Der InfraGO-Zustandsbericht darf keine alleinige Bestandsaufnahme der DB bleiben, fordert die Allianz pro Schiene. Flege: „Der Bund sollte sich zu der Methodik des Zustandsberichts sowie den zentralen Aussagen bekennen und sie sich zu eigen machen. Nur so lassen sich in den folgenden Jahren Verbesserungen und Verschlechterungen eindeutig ablesen. Dazu gehört auch, dass der Bund auf Basis des Netzzustands Ziele definiert, welche Noten er für sein Schienennetz in den kommenden Jahren anstrebt und durch welche Maßnahmen er sie erreichen möchte. Klare Kennzahlen gehören zur Steuerung der nun am Gemeinwohl orientierten Infrastruktur der Schiene dazu.“
Text: Allianz pro Schiene/red, Karte: Allianz pro Schiene