Auf der Unter- und auf der Oberwesterwaldbahn sollen ab Ende 2025 drei batterie-elektrische Triebzüge des Typs Mireo Plus B von Siemens Mobility fahren. Die Züge kommen im Rahmen eines Pilotprojekts zum Einsatz, bei dem Fahrzeuge mit alternativen Antrieben für mehrere Jahre neben herkömmlichen Dieseltriebzügen verkehren. Partner des Pilotprojekts sind der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV Nord), das Land Rheinland-Pfalz sowie die Hessische Landesbahn (HLB), die den Verkehr auf den beiden Strecken erbringt. Die HLB führte auch die Fahrzeugausschreibung durch: Am 7. Februar 2023 wurde in Siershahn bekanntgegeben, dass der Hersteller Siemens das Wettbewerbsverfahren gewonnen hat.
Die Westerwaldstrecken werden seit Ende 2014 und noch bis Ende 2030 von der HLB mit Alstom Coradia Lint befahren. Bei der Unterwesterwaldbahn handelt es sich um die Linie Limburg (Lahn) – Montabaur – Siershahn (RB 29), bei der Oberwesterwaldbahn um die Verbindung Limburg – Westerburg – Altenkirchen (Westerw) – Au (Sieg) – Siegen (RB 90). Zwischen Au und Siegen nutzt die RB 90 die elektrifizierte Siegstrecke Köln – Au – Siegen. Auf beiden Relationen wird unter der Woche weitgehend stündlich, an Wochenenden und Feiertagen alle ein bis zwei Stunden gefahren.
Der Einsatz der drei Batteriezüge umfasst eine Jahresfahrleistung von fast 400.000 Zugkilometern und ersetzt drei Dieselfahrzeuge. Da die HLB emissionsfreien Bahnstrom bezieht, sollen jährlich fast 1150 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden können. Der Betrieb der Mireo Plus B erfordert keine neue Infrastruktur, da die Wendezeiten in Limburg von über 20 Minuten für die Aufladung der Fahrzeuge auf der Unterwesterwaldbahn nach Siershahn ausreichend sein sollen. Bei den nach Siegen fahrenden Zügen erfolgt die Aufladung im elektrifizierten Abschnitt zwischen Au und Siegen. Die Oberwesterwaldbahn zwischen Limburg und Au gilt mit einer Länge von rund 75 Kilometern und einer zu überwindenden Höhe von zirka 350 Metern als eine der anspruchsvollsten Strecken für den Einsatz von Batteriezügen.
Die Ausschreibung der Triebzüge war so ausgestaltet, dass die Hersteller die Möglichkeit hatten, die Fahrzeuge in laufende Bestellungen zu integrieren, um eine schnelle Lieferzeit zu ermöglichen. Verzögerungen in der Auslieferung oder Startschwierigkeiten sind kein Problem, da die Dieselzüge als Rückfallebene dienen.
Siemens fertigt drei zweiteilige Mireo Plus B, die durch drei Türen pro Seite einen schnellen Ein- und Ausstieg ermöglichen. Die Züge verfügen für den Betrieb unter Oberleitung und zum Aufladen der Batterien über einen Stromabnehmer. Sie bieten den Fahrgästen 126 Sitz- und 156 Stehplätze und sind mit einer speziellen Einstiegshilfe ausgestattet, die mobilitätseingeschränkten Menschen das Bahnfahren erleichtert.
Text: Tim Schulz, Bild: Siemens Mobility