Siemens Mobility hat am 15. September 2023 die ersten Testfahrten mit dem Wasserstoffzug Mireo Plus H in Bayern absolviert. Der zweiteilige Triebzug geht Mitte 2024 in den Passagierbetrieb und wird im Netz der Bayerischen Regiobahn (BRB) auf den Strecken zwischen Augsburg und Füssen sowie Augsburg und Peißenberg eingesetzt. Der Pilotbetrieb ist auf 30 Monate angelegt. Der Freistaat Bayern unterstützt den Probebetrieb, eine entsprechende Entwicklungspartnerschaft hatten der Hersteller und das Land 2021 vereinbart.
Karl Blaim, Geschäftsführer und CFO Siemens Mobility, sagte: „Unser Wasserstoffzug Mireo Plus H wird zwischen Augsburg, Füssen und Peißenberg komplett emissionsfrei unterwegs sein. Damit bieten wir eine nachhaltige Lösung für Strecken, auf denen es keine Elektrifizierung gibt.“ Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) ergänzte: „Mit dem 30-monatigen Fahrgastbetrieb wollen wir den Wasserstoffzug unter Alltagsbedingungen testen. Von den Ergebnissen dieses Tests wird es abhängen, ob wir den Einsatz von Wasserstoffzügen auf weiteren Strecken in Bayern vorgeben.“
Der Mireo Plus H basiert auf der Regionalzug-Plattform Mireo von Siemens Mobility. Zwei auf dem Dach montierte Brennstoffzellen und eine Lithium-Ionen-Batterie sorgen für eine emissionsfreie Mobilität. Das Energie-Versorgungssystem zeichnet sich in Verbindung mit dem elektrischen Antrieb durch eine Antriebsleistung von 1,7 Megawatt für eine hohe Beschleunigung und eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h aus. Die Reichweite des Fahrzeugs beträgt mit einer Tankfüllung zwischen 1000 und 1200 Kilometer. Des Weiteren überzeugen die Züge laut Hersteller durch die niedrigsten Lebenszykluskosten im Vergleich zu anderen Brennstoffzellen-Zügen am Markt und bieten eine Schnellbetankungs-Funktion in 15 Minuten.
Der Fahrgastverband PRO BAHN, Landesverband Bayern, kritisierte den Fokus der bayerischen Politik auf den Wasserstoffantrieb im SPNV und stufte die Premierenfahrt des Mireo Plus H als unnützen Fototermin ein. Andere Bundesländer wie Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg hätten die Wasserstoff-Technologie geprüft und festgestellt, dass die Zukunft dem batterie-elektrischen Antrieb gehört. Auch der Markt sowie die Nutzfahrzeug-Hersteller teilen laut PRO BAHN diese Ansicht. Eine aktuelle Studie in Baden-Württemberg habe ergeben, dass ein Betrieb mit Wasserstoff knapp das Doppelte des batterie-elektrischen Betriebs kostet. Dr. Lukas Iffländer, Vorsitzender von PRO BAHN in Bayern, sagte: „Wasserstoff ist nicht sinnvoll auf der Schiene. Jetzt kurz vor der Landtagswahl einen einzelnen Wasserstoffzug vorzustellen, während Schleswig-Holstein gerade mit der Inbetriebnahme von 55 batterie-elektrischen Zügen beginnt, zeigt nur, wie weit Bayern der Entwicklung mittlerweile hinterherhinkt.“
Text: Tim Schulz, Bild: Siemens Mobility