Die Info-Veranstaltung zur InnoTrans fand im modernen Siemens-Werk Dortmund-Eving statt, wo der Hersteller 84 Triebzüge des Typs Desiro HC für den Rhein-Ruhr-Express (RRX) wartet. Ein Ausflug ins Siemens Prüf- und Validation Center Wegberg-Wildenrath (PCW), wo unter anderem der neuen Desiro HC für Ägypten zu erleben war, rundete die Vorschau ab.
Michael Peter, CEO Siemens Mobility, sprach über die wachsende Bedeutung von Eisenbahn-Systemen weltweit, die einen erheblichen Beitrag zur Reduzierung von Kohlendioxid-Emissionen im Verkehrssektor leisten können. Als Beispiel nannte er den Wasserstoff-Triebzug Mireo Plus H, der bei seinem geplanten Einsatz in Bayern pro Jahr zirka 730 t Kohlendioxid im Vergleich zu einem Dieseltriebzug einspart. Ein weiteres Beispiel ist die Zweisystemlok Vectron Dual Mode, von denen Siemens 150 Exemplare an die Deutsche Bahn (DB AG) liefert: Pro Jahr können die neuen Elektro-Güterzug-Maschinen, die auch mit einem Dieselmotor für nicht-elektrifizierte Strecken-Abschnitte ausgestattet sind, zirka 12 Mio. Liter Diesel einsparen und den Ausstoß von 25.000 t Kohlendioxid vermeiden.
Doch die Eisenbahn soll nicht nur durch moderne Triebzüge und Lokomotiven umweltfreundlicher und leistungsfähiger werden. Durch einen automatisierten Zugbetrieb lässt sich der Energieverbrauch um bis zu 30 % verringern, außerdem kann die Zugfolge verdichtet und somit die Kapazität – auch von bestehenden Strecken – um bis zu 30 % erhöht werden. Ein automatisierter Zugbetrieb trägt auch zu mehr Pünktlichkeit bei, die sich beispielsweise bei der S-Bahn Hamburg auf der S2 nach Bergedorf, wo automatisierte Züge testweise im Einsatz sind, um 15 % verbessert hat.
Für einen effizienteren Fahrzeugeinsatz sorgt mehr Digitalisierung im Betriebhof. Die Software Railigent X meldet mögliche Schäden oder Ausfälle an einzelnen Komponenten schon von unterwegs im Betriebshof an, sodass dort automatisch alle Vorkehrungen für eine schnelle Instandsetzung getroffen werden können – auf diese Weise lassen sich Betrieb und Instandhaltung optimieren und bis zu 100 % Systemverfügbarkeit erreichen.
Im Betriebshof Dortmund-Eving ist das digitale Depot schon seit 2018 Realität. Die Mitarbeiter erhalten ihre Arbeitsaufträge sowie alle Informationen, die sie für Wartungsmaßnahmen und Reparaturen benötigen, auf Tablets zur Verfügung gestellt. Hierfür liefern die RRX-Züge über eine Reihe von Sensoren Zustandsdaten, die kontinuierlich over the air an die digitale Plattform Railigent X gesendet und dort automatisch verarbeitet werden.
Bis 2026 will Siemens das Werk in Dortmund erweitern: Noch 2024 soll mit dem Bau einer zusätzlichen, 12.300 qm großen Werkstatthalle mit zwei Gleisen begonnen werden, in der auch bis zu 400 m lange Fahrzeuge gewartet werden können. Derzeit werden in der bestehenden Halle, die über sechs Gleise verfügt, in erster Linie die RRX-Züge unterhalten. Daneben können aber auch ICE-Züge, die Siemens-Triebzüge der Mireo- und Desiro-Familie sowie Stadtbahnen und Lokomotiven behandelt werden.
Auf dem Freigelände der InnoTrans wird Siemens voraussichtlich den neuen Hochgeschwindigkeitszug Velaro in der Version für Ägypten zeigen, außerdem einen Mireo Plus H aus der Flotte für die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB), die Ende 2024 den Betrieb aufnehmen soll. Ein ausführlicher Beitrag über das Werk Dortmund-Eving erscheint in Regionalverkehr 4-2024, der Ende Juni herauskommt.
Text: Tim Schulz, Bild: Regionalverkehr