Die Prager Verkehrsbetriebe (DPP) haben am 10. Januar 2023 mit der Škoda Group einen Achtjahresvertrag über den Kauf von 40 Straßenbahnen und eine Option zur Lieferung von bis zu 160 weiteren Einheiten unterzeichnet. Der Gesamtwert des Vertrags beträgt umgerechnet mehr als 650 Millionen Euro. Die ersten 20 Bahnen des neuen Typs Škoda ForCity Plus Praha 52T sollen im Dezember 2025 in der tschechischen Hauptstadt eintreffen, die übrigen 20 Fahrzeuge ein Jahr später.
Beim ForCity Plus Praha 52T handelt es sich um eine 100-%-Niederflurbahn, die ohne eine einzige Stufe im gesamten Fahrgastraum auskommt. Die 32 m lange Einrichtungsbahn besteht aus fünf Modulen: Zwei längeren Endwagen, die jeweils auf einem Drehgestell rollen, sowie drei kurzen Mittelmodulen, von denen zwei mit einem teilweise schwenkbaren Fahrwerk ausgestattet sind. Die Endwagen stützen sich am offenen Ende auf den mit Rädern ausgestatteten Mittelmodulen ab. Zwischen diesen ist das radlose Mittelmodul wie eine Sänfte eingehängt. In den 2,5 m breiten Fünfteilern können bis zu 243 Personen befördert werden, 70 davon sitzend. Die gepolsterten Sitze sind überwiegend in Fahrtrichtung angeordnet. Über den Fahrwerken sind die Sitzplätze auf Podesten montiert. Fünf breite Doppeltüren auf der rechten Fahrzeugseite stellen einen schnellen Fahrgastwechsel sicher. Neben und gegenüber den Einstiegen befinden sich Mehrzweckzonen, die viel Platz für Reisende mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer bieten. Das Cockpit ist von außen über eine Fahrertür zu erreichen. Starke Elektromotoren beschleunigen die 48 t schweren Normalspurbahnen auf bis zu 80 km/h.
Die neuen Straßenbahnen verfügen außerdem über eine Klimaanlage mit ökologischem Kältemittel, ein Antikollisionssystem, eine automatische Fahrgastzählung, eine energiesparende LED-Innen- und Außenbeleuchtung sowie ein Fahrgast-Informationssystem mit sechs großen Bildschirmen. Eine elektrodynamische Motorbremse sorgt nicht nur für eine gleichmäßige und sanfte Verzögerung, sondern auch für eine maximale Rekuperationsrate bis zum Stillstand. In den Škoda ForCity Plus Praha 52T flossen zudem Erfahrungen und Komponenten aus anderen Straßenbahnen ein: Die Fahrgestellrahmen stammen von den Straßenbahnen ForCity Smart für die tschechischen Städte Ostrava, Plzeň und Brno, und der leistungsstarke Fahrmotor kommt von den ForCity-Plus-Projekten für Frankfurt (Oder), Cottbus und Brandenburg an der Havel. Als Inspiration für die Grundkonstruktion diente die fünfteilige ForCity-Plus-Straßenbahn für die slowakische Hauptstadt Bratislava.
Die neuen Einheiten dienen weniger als Ersatz für ältere Hochflurbahnen, sie werden vor allem für die Erweiterung des Tramnetzes in Prag benötigt. 2023 wurden drei Linien mit einer Gesamtlänge von 5 km eröffnet. Allein für die neuen Strecken, die bis 2027 gebaut werden, werden 45 neue Züge benötigt. Erst mit den weiteren 160 Škoda-Bahnen sollen ältere Hochflureinheiten abgelöst werden.
Ein ausführlicher Beitrag über die neuen Škoda-Straßenbahnen für Prag erscheint in Regionalverkehr 2-2024, der am 23. Februar 2024 herauskommt.
Text: Tim Schulz/Škoda Group, Bild: Škoda Group