
Der Hersteller Stadler fertigt acht dreiteilige Zahnradbahnen für die Transports Montreux–Vevey–Riviera SA (MVR), ein Gemeinschaftsunternehmen von mehreren Schmalspur- und Standseilbahnen am Genfer See. Die neu konzipierten Triebzüge sollen ab 2029 von Montreux auf den Gipfel des Rochers-de-Naye fahren. Sie sind mit großen Panoramafenstern ausgestattet, sodass die Fahrgäste beste Sicht auf die Alpen und den See haben.
Einzigartiges Pininfarina-Design
Die Triebzüge wurden am 20. Mai 2025 von der Montreux Berner Oberland Bahn AG (MOB) in Auftrag gegeben, die als Betriebsführerin der MVR fungiert. Die 40,1 m langen Einheiten, die auf der ungewöhnlichen Spurweite von 800 mm verkehren, sind speziell auf den touristischen Charakter der 10,3 km langen Strecke mit ihrer spektakulären Aussicht auf die Waadtländer Alpen und den Genfer See zugeschnitten. Auffallend sind die großflächigen Fenster in allen Wagen, wobei der Mittelwagen mit bis in die Dachrundung reichenden Panoramafenstern ausgestattet ist. Von den Sitzplätzen hinter den Führerständen haben die Fahrgäste freie Sicht nach vorne. Darüber hinaus verfügt jedes Fahrzeug über ein komfortables 1.-Klasse-Abteil. Für die einzigartige Gestaltung des Zuges arbeiteten Stadler und die MOB/MVR mit dem italienischen Designstudio Pininfarina zusammen. Von diesem stammt unter anderem bereits das Design der Re 460, einer E-Lok der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), sowie der neuen Stadler-Triebzüge für die Gornergrat Bahn. Die Zahnradbahnen für die MVR werden im Stadler-Werk im schweizerischen Bussnang gefertigt.
Platz für 216 Fahrgäste
Insgesamt 216 Fahrgäste, von denen 113 sitzend befördert werden können, finden Platz an Bord der neuen Züge. Die Fahrzeugbreite beträgt 2,23 m. In jedem Endwagen ermöglichen zwei 1,4 m breite Doppeltüren ein bequemes Ein- und Aussteigen, wobei die Einstiegshöhe bei 35 cm über Schienenoberkante (SO) liegt. Die Achsanordnung lautet 2’z2’2’z2’z2’2’z, die maximale Anfahrzugkraft beträgt 220 kN, und die maximale Leistung am Rad liegt bei 1320 kW. Mit dem Zahnstangen-System Abt können Steigungen von bis zu 220 ‰ bewältigt werden. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Nachhaltigkeit gelegt: Die Bremsenergie wird in elektrische Energie umgewandelt und zurück ins Stromnetz gespeist. Zudem erfüllt die Klimaanlage höchste ökologische Standards.
Kommentare
„Die Welt der Bergbahnen wird revolutioniert, denn es handelt sich zweifellos um die schönste Bahn, die je gebaut wurde“, freute sich Georges Oberson, Generaldirektor der MOB, bei der Vertragsunterzeichnung mit Stadler am 20. Mai 2025. Die neuen Züge sind in Dunkelblau mit goldfarbenen Türen und Zierstreifen lackiert. „Dies ist für Stadler ein ganz besonderes Projekt“, sagte Frédéric Evequoz, Verkaufsleiter für maßgeschneiderte Fahrzeuge bei Stadler. „Die Kombination aus ikonischem Design, modernster Zahnrad-Technologie und Panorama-Erlebnis ist einzigartig.“
Über die Zahnradbahn auf den Rochers-de-Naye
Die Zahnradbahn von Montreux über Glion auf den 2042 m hohen Rochers-de-Naye wurde zwischen 1892 und 1909 errichtet. Auf der 10,3 km langen Schmalspurstrecke wird ein Höhenunterschied von 1575 m überwunden: Die Talstation liegt auf 395 m Höhe über Meer (ü. M.), die Bergstation auf 1970 m ü. M. Derzeit kommen fünf Doppeltriebwagen der Baureihe Bhe 4/8 zum Einsatz, die ab 1983 von SLM und Siemens gebaut wurden. Daneben existieren noch mehrere einteilige Triebwagen der Baureihe Bhe 2/4, die zwischen 1938 und 1949 von SLM gefertigt wurden. Alle Altfahrzeuge sollen durch die neuen Stadler-Triebzüge ersetzt werden. Im Jahr 2001 fusionierte die Montreux–Territet–Glion–Rochers-de-Naye-Bahn (MTGN) mit der Chemins de fer électriques Veveysans (CEV) sowie den Standseilbahnen Les Avants – Sonloup (LAS) und Vevey – Chardonne – Mont-Pèlerin (VCP) zum Unternehmen MVR.
Text: Stadler/red, Bild: Stadler Rail AG