Das Land Schleswig-Holstein hat insgesamt 55 batterie-elektrische Triebzüge des Typs FLIRT Akku bei Stadler bestellt. Seit Anfang Oktober verkehren die ersten Einheiten auf der kurzen Strecke vom Kieler Hauptbahnhof nach Kiel-Oppendorf. Nun ersetzen die Akkuzüge auch auf der Relation von Kiel über Lübeck ins niedersächsische Lüneburg die bislang üblichen Dieselzüge. Der ökologische Vorteil: Rund 10,4 Millionen Zug-Kilometer werden „entdieselt“. Jährlich werden so etwa zehn Millionen Liter Diesel und rund 26.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart. Schleswig-Holsteines Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) sagte am 23. Oktober 2023 im Rahmen einer Premierenfahrt von Kiel nach Lübeck: „Wir machen einen riesigen Schritt hin zum emissionsfreien Nahverkehr mit den 55 Akkuzügen, die bis Mitte nächsten Jahres auf elf Bahnlinien im Land unterwegs sein werden. Auf unsere Vorreiterrolle können wir wirklich stolz sein.“
Die FLIRT Akku werden vom Betreiber erixx Holstein eingesetzt, der seit Ende 2022 die Strecken von Kiel nach Oppendorf und von Kiel über Lübeck nach Lüneburg betreibt. Bisher war das Unternehmen mit Dieseltriebzügen des Typs Coradia Lint unterwegs – das Land stellt den Betreibern eine so genannte Transferflotte bereit, bis die neu geliefrten Akkuzüge einsatzbereit sind. Ende 2023 startet die nordbahn mit Akkuzügen auf den Strecken von Neumünster nach Büsum und Bad Oldesloe sowie zwischen Kiel und Husum, Kiel und Flensburg und Husum und Bad St. Peter-Ording.
Die neuen Akkufahrzeuge verfügen über Batterien, die auf dem Dach und unter dem Fahrzeug montiert sind. Damit sind sie im Fahrgastbetrieb mindestens 80 Kilometer ohne eine erneute Ladung unterwegs. Die Batterien werden dann an den Oberleitungen in Bahnhöfen oder an den bereits vorhandenen Oberleitungen auf einigen Strecken aufgeladen. Die Fahrpläne in den Akkunetzen sind so gestaltet, dass die Ladezeiten ausreichend sind und jeweils genug Fahrzeit zur nächsten Oberleitung besteht. Störungsfälle oder Probleme im Betrieb, wie längere außerplanmäßige Standzeiten, können mit einem Akkupuffer aufgefangen werden. An einigen Orten wurden neue Oberleitungsabschnitte gebaut (insgesamt elf Kilometer).
Für die Wartung der Akkuzüge, die der Hersteller Stadler für 30 Jahre im Auftrag des Landes übernehmen wird, baut das Unternehmen in Rendsburg eine neue Werkstatt. Stadler investiert dafür rund 30 Millionen Euro, die Eröffnung ist im Frühjahr 2024 geplant.
Text: NAH.SH/red, Bild: NAH.SH