
Die Kölner Verkehrs-Betriebe AG (KVB) wird ihren Stadtbahn-Fuhrpark in den kommenden Jahren modernisieren und hat das Schweizer Unternehmen Stadler mit dem Bau von 132 Hochflur-Stadtbahnen beauftragt. Der Auftrag hat ein Volumen von knapp 700 Mio. Euro. Die ersten Bahnen sollen 2029 geliefert werden.
Bis zu fünfteilige Konfigurationen
Die neuen Einheiten sind exakt auf das hochflurige Kölner Stadtbahn-Netz zugeschnitten. Geliefert werden 132 zweiteilige Bahnen, die an nur einem Ende über einen Führerstand verfügen. Im regulären Fahrgastverkehr sollen die Einheiten „Heck an Heck“ als vierteilige Züge verkehren, die durchgehend begehbar sind. Eine Besonderheit des Auftrags sind die 34 so genannten Zwischen-Module: Die 10 m langen Wagen können zusätzlich zwischen den beiden Stadtbahnen eingefügt werden und auf diese Weise die Bildung von fünfteiligen Zügen mit einer Länge von 70 m ermöglichen. In dieser Konfiguration bieten die neuen Fahrzeuge Platz für bis zu 470 Fahrgäste und übertreffen damit die Kapazität der bisherigen Bahnen deutlich, was eine effizientere Nutzung der Infrastruktur erlaubt.
Acht bis zehn Einstiege pro Zugseite
Die zweiteiligen Stadler-Bahnen rollen auf zwei Endfahrwerken und einem Jakobs-Drehgestell in der Mitte. Hybridräder mit Aluminium-Felgenringen reduzieren sowohl Gewicht als auch Fahrgeräusche. Für die Reisenden stehen auf jeder Fahrzeugseite vier breite Doppeltüren zur Verfügung, die leicht zum mittigen Drehgestell hin versetzt sind. Auf diese Weise ergeben sich zu den Wagenenden hin größere Sitzbereiche mit gepolsterten Einzelsitzen in Vierergruppen. An und zwischen den Türen befinden sich hingegen Mehrzeckbereiche mit Sitzen in Längsrichtung sowie viel Platz für Rollstuhlfahrer und Fahrgäste mit Kinderwagen oder Fahrrad. Die nicht angetriebenen Zwischen-Module, die jeweils auf zwei Drehgestellen rollen, verfügen über zwei Doppeltüren pro Fahrzeugseite. Auch hier befindet sich zwischen den beiden Türen eine Mehrzweckzone. In der fünfteiligen Konfiguration stehen den Reisenden damit zehn Einstiege pro Zugseite zur Verfügung.
Die Führerstände können vom Personal über eigene Einstiegstüren erreicht werden. Der Fahrerstand selbst bietet mit seiner großen Frontscheibe eine exzellente Rundumsicht, ein Assistenzsystem warnt vor Kollisionen, und ein Rückspiegel-Videosystem eliminiert den toten Winkel. Die Anzeigen im Cockpit passen sich automatisch der Umgebungshelligkeit an, und der Monitor für die Videobeobachtung lässt sich direkt ins Display einfügen. Ein an den Einstiegstüren integriertes Fahrgast-Zählsystem mit Auswertungs-Software unterstützt die Betriebsplanung.
Mehr Fahrgastkomfort im Innenraum
Im Inneren sorgt eine energiesparende Klimatechnik für ein angenehmes Raumklima bei hoher Energieeffizienz. Große 29-Zoll-Monitore liefern aktuelle Fahrgast-Informationen, die LED-Beleuchtung für gleichmäßige und stromsparende Ausleuchtung sorgt. Breitere Gänge zwischen den Sitzen und die durchgehend begehbaren vier- und fünfteiligen Züge ermöglichen eine gleichmäßigere Verteilung der Fahrgäste, was schnelleres Ein- und Aussteigen begünstigt und die Standzeiten an Haltestellen verkürzt. Bei der Gestaltung hat die KVB – von der Materialauswahl bis zur Farbgebung – konsequent auf Barrierefreiheit geachtet, um eine inklusive Nutzung für alle Fahrgäste zu ermöglichen.
Kommentare
„Sowohl unsere Fahrgäste als auch die Fahrer und Fahrerinnen dürfen sich auf moderne Bahnen und hohen Komfort freuen“, sagte KVB-Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks am 28. Juli 2025. Jure Mikolčić, CEO Stadler Division Deutschland, freut sich auf die Zusammenarbeit mit der KVB: „Mit den neuen Hochflur-Stadtbahnen setzen wir gemeinsam mit der KVB ein starkes Zeichen für die Mobilität der Zukunft.“ Bisher hat Stadler noch keine Straßen- oder Stadtbahnen in die Domstadt geliefert. Mikolčić ergänzte: „Die Fahrzeuge sind maßgeschneidert für Köln und vereinen modernste Technik mit einem flexiblen, modularen Design.“
Fünf Fünfteiler für den Vorserienbetrieb
Die neuen Stadtbahnen sind laut Hersteller nicht nur komfortabel und energieeffizient, sondern auch auf eine Lebensdauer von über 30 Jahren ausgelegt. Stadler stellt im Rahmen einer langfristigen Partnerschaft die Versorgung mit Ersatzteilen sicher und unterstützt die KVB durch Service- und Supportleistungen – von präventiver Wartung bis technischer Beratung. So bleiben die Fahrzeuge dauerhaft zuverlässig, sicher und effizient im Einsatz.
Die ersten zehn Bahnen und fünf Zwischen-Module sollen 2029 für den Vorserienbetrieb geliefert werden. Die Serien-Auslieferung ist von Mitte 2030 bis Ende 2032 geplant. Die neuen Fahrzeuge ersetzen schrittweise die bisherigen Züge der Serien 2200/2300 (83 Zweiteiler, die zwischen 1987 und 1996 in mehreren Losen beschafft wurden) und 5100 (59 Zweiteiler aus den Jahren 2002 und 2003) und werden auf den Linien 4, 13 und 18 zum Einsatz kommen.
Text: Stadler/red, Bild: büro+staubach berlin


