Der Stadtrat Neumünster hat beschlossen, dass das städtische Busnetz elektrifiziert werden soll. Die Planungen für den notwendigen Umbau des Betriebshofs und den Bau der Ladeinfrastruktur sind bereits gestartet. Bis der Umbau abgeschlossen ist und E-Busse beschafft werden können, wird es noch einige Jahre dauern. Die Stadtwerke-Tochter SWN Verkehr GmbH, die den Busverkehr erbringt, möchte aber schon jetzt klimaschonender unterwegs sein. Deshalb werden die Busse seit dem 23. Juli 2024 nicht mehr mit Diesel, sondern mit HVO100 des Flensburger Anbieters team SE betankt. Hauke Komoss von team kommentiert: „Der Kraftstoff ist insbesondere für Logistik- und Speditionsunternehmen, Landwirtschaft sowie Busunternehmen und kommunale Träger attraktiv. Er ermöglicht es, den CO₂-Ausstoß von Dieselmaschinen und -fahrzeugen um rund zu 90 % verringern und die vorhandene Infrastruktur weiter zu nutzen.“
Modernisierung des Stadtverkehrs in Neumünster
Die SWN Verkehr hat ihren Fuhrpark in den vergangenen Jahren kontinuierlich modernisiert, alle 40 Busse haben mit Euro 6 die beste Schadstoffklasse. Aus diesem Grund kann in Neumünster die gesamte Busflotte mit HVO100 betrieben werden und der Stadtverkehr Neumünster zu 100 % in die Klassifizierung „saubere Fahrzeuge“ eingestuft werden. Die Umstellung eines gesamten Stadtverkehrs in dieser Größenordnung ist einmalig in Deutschland. Sonja Kessal, Geschäftsführerin der SWN Verkehr, unterstreicht: „Nachdem unser Shuttle Service „Hin&Wech“ schon einen erheblichen positiven Einfluss auf unsere CO₂-Bilanz hatte, möchten wir jetzt auch bei unserer Busflotte den nächsten Schritt gehen. Unser Ziel: Einen komplett emissionsfreien Nahverkehr aus Neumünster für Neumünster.“ Die Umstellung der PKW-Flotte für den On-demand-Verkehr Hin&Wech auf E-Mobilität ist bereits fast abgeschlossen – 14 der 17 Fahrzeuge haben einen elektrischen Antrieb.
Kein Palmöl im neuen Kraftstoff
Der neue Kraftstoff HVO100 darf seit 29. Mai 2024 in Deutschland eingesetzt werden für Fahrzeuge, die der Schadstoffklasse Euro 6 entsprechen. HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) besteht aus biologischen Rest- und Abfallstoffen wie Altspeiseölen oder Fettresten. Palmöl ist nicht enthalten, dies ist seit 2023 in Deutschland verboten. Anstatt diese Stoffe teuer zu entsorgen, werden sie nun aufbereitet und wiederverwendet. Obwohl laut DIN-Norm EN 15940 dem Treibstoff bis zu 7 % Biodiesel beigemischt werden kann, verwendet die SWN Ver-kehr ausschließlich HVO100 ohne Beimischung.
Umstellung auf emissionsfreie Fahrzeuge in der EU
Die Europäische Union führte im Jahr 2019 mit der Clean Vehicles Directive (CVD) neue Mindeststandards für die öffentliche Beschaffung von sauberen und energieeffizienten Straßenfahrzeugen ein. Sie verfolgt das klimapolitische Ziel, die ÖPNV-Busflotten in den kommenden Jahren weitgehend auf emissionsfreie Antriebe umzustellen. Dadurch sollen die Luftqualität in den Städten verbessert, der Lärmpegel gesenkt sowie die Treibhausgase reduziert werden.
Mit der nationalen Umsetzung der Vorgaben der CVD im Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz stehen Bund, Länder und Kommunen seit August 2021 vor der gesetzlichen Verpflichtung, konkrete Quoten für die Beschaffung emissionsarmer und emissionsfreier Fahrzeuge zu erreichen. Bei der Umsetzung der EU-Richtlinie wird darauf geachtet, dass die unterschiedlichen wirtschaftlichen Möglichkeiten der Busunternehmen und der Kommunen berücksichtigt und diese nicht überfordert werden. Deshalb wurde eine nationale Beschaffungsquote für die ÖPNV-Branche eingeführt und ein Branchenregister eingerichtet, sodass die Erfüllung der Quoten bundesweit sichergestellt ist. Mit HVO100 betriebene Busse gelten als emissionsarme („saubere“) Fahrzeuge, mit Elektrizität betriebene Busse fallen in die Kategorie emissionsfreie Fahrzeuge.
Text: SWN/Verkehr, Bild: AdobeStock/dusanpetkovic1