Land, Bund und Bahn wollen in den nächsten Jahren massiv in die Schiene im Norden investieren: Philipp Nagl, Vorstandsvorsitzender der DB InfraGO AG, und Tobias von der Heide (CDU), Schleswig-Holsteins Verkehrs-Staatssekretär, stellten am 1. Februar 2024 einen Sanierungsplan für das Schienennetz im Land zwischen den Meeren vor. Vor allem die besonders belasteten Streckenabschnitte sollen in einen besseren Zustand versetzt werden, um künftig mehr Güter transportieren und mehr Fahrgästen einen attraktiveren Nah- und Fernverkehr anbieten zu können. Neben großen Bauprojekten wie der S 4 zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein sowie der Anbindung der Festen Fehmarnbelt-Querung arbeiten die DB und das Land an insgesamt zehn Maßnahmen.
Ausbau der Marschbahn: Die Planungen für den zweigleisigen Ausbau zwischen Niebüll und Klanxbüll (Festland) sowie zwischen Morsum und Tinnum (Sylt) laufen auf Hochtouren. Durch den Ausbau soll auf der überlasteten Strecke ein leistungsfähiger und zuverlässiger Nah-, Fern- und Güterverkehr zwischen der beliebten Nordseeinsel und dem Festland ermöglicht werden. Die Erstellung der Vorplanung soll bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein. Im Anschluss erfolgt die Parlamentarische Befassung.
Neue Stellwerkstechnik an der Küste: In Westerland (Sylt), Niebüll und Tönning ersetzt die DB alte Stellwerke durch neue Elektronische Stellwerkstechnik (ESTW-Technik). Dies ist ein entscheidender Baustein für einen leistungsfähigen und stabilen Zugbetrieb. Die Stellwerke Westerland und Tönning gehen Mitte bzw. Ende März 2024 in Betrieb, das neue ESTW in Niebüll voraussichtlich bis Ende 2026. Künftig kann dann der gesamte Zugverkehr entlang der nördlichen Westküste Schleswig-Holsteins aus dem zentralen ESTW in Husum gesteuert und überwacht werden.
Ausbau der Strecke Kiel – Preetz: In mehreren Bauabschnitten wird die rund 80 km lange Strecke zwischen Kiel und Lübeck modernisiert. Ziel ist es, die Fahrtzeit für Fahrgäste zwischen den beiden größten Städten im Norden zu verkürzen und das Zugangebot zu erhöhen. Dabei sollen auch drei zusätzliche Haltestellen gebaut (Schwentinental-Gutenbergstraße, Preetz Nord, Preetz-Krankenhaus) und zwei weitere ertüchtigt werden (Elmschenhagen, Preetz).
Ausbau der Akku-Ladeinfrastruktur: Schleswig-Holstein bekommt das erste größere Netz weltweit, in dem Akkuzüge für den Regionalverkehr eingesetzt werden. Auf zirka 460 km Strecke (unter anderem Kiel – Flensburg, Neumünster – Bad Oldesloe) werden gemeinsam mit der Nah.SH künftig 55 Stadler FLIRT Akku anstatt Dieseltriebzüge eingesetzt. So werden bis zu 10 Mio. Liter Diesel eingespart. 68 % aller Strecken in Schleswig-Holstein werden dann ab Ende 2024 elektrisch befahren. In Heide sollen die Oberleitungsinseln für die Akkuzüge im Februar in Betrieb gehen, es folgen Husum und Tönning (April) sowie Kiel (voraussichtlich Dezember).
Northvolt-Anbindung: Das Land Schleswig-Holstein, die NAH.SH und die DB bilden eine neue Projekt-Organisation, um den Schienenausbau für die Northvolt-Anbindung in Heide (Holstein) voranzutreiben. Für den Güterverkehr rechnen DB und das Land mit einem Bedarf von bis zu 12 Zugpaaren täglich von und nach Heide. Im Fokus steht eine Ertüchtigung der Strecke Heide – Neumünster. Im nächsten Schritt soll die Finanzierung geklärt werden, um die nötigen Maßnahmen planen zu können.
Strecken-Erneuerung Hamburg – Kiel: Die vielbefahrene Strecke soll modernisiert werden – zwischen Elmshorn und Tornesch werden dafür in diesem Jahr Gleise erneuert, ebenso in Neumünster. In Bordesholm werden neue Weichen verbaut. Zwischen Dauenhof und Wrist werden Bahnübergänge erneuert.
Sanierung der Strecke Hamburg – Lübeck: Bis Ende des Jahres laufen auf der Strecke zwischen Ahrensburg und Bad Oldesloe umfangreiche Bauarbeiten unter dem rollenden Rad. Wegen der Gleisbauarbeiten und der S 4 kommt es im Sommer und im Herbst deshalb zu mehrtägigen Sperrungen. Im zweiten Halbjahr 2027 ist die Generalsanierung der Strecke geplant.
Arbeiten zwischen Neumünster und Flensburg: Ebenfalls in diesem Jahr gehen die Gleisarbeiten zwischen Neumünster und Flensburg weiter, unter anderem mit Gleisarbeiten im Bereich der Rendsburger Hochbrücke und einem neuen Bahnübergang zwischen Jübek und Flensburg Weiche.
Schönere Bahnhöfe: Die DB und das Land investieren in den nächsten Jahren weiterhin in die Modernisierung etlicher Bahnhöfe im Norden. Mit Inbetriebnahme des ESTW in Tönning sind auch alle Bahnhöfe der Strecke nach Bad St. Peter-Ording vollständig barrierefrei ausgebaut. 2024 werden unter anderem die Bahnsteige in Neustadt (Holstein) und Sierksdorf erneuert, die Bahnsteige in Schwarzenbek bekommen ebenfalls eine Schönheitskur und ein Bahnsteigdach. 2025 beginnt der Neubau der Station Bad Oldesloe Ost. Zwischen 2026 und 2029 ist die Modernisierung zahlreicher Empfangsgebäude geplant, unter anderem in Flensburg, Kiel, Neumünster, Husum, Westerland, Bordesholm und Rendsburg.
Auch in den Korridor nach Dänemark wird umfangreich investiert: Auf der Strecke von Maschen (Niedersachsen) über Neumünster bis zur dänischen Grenze werden bis 2027 fünf neue ESTW gebaut und anschließend mit ETCS (European Train Control System) ausgestattet. Diese Technik bedeutet die Einführung eines einheitlichen europäischen Zugsicherungssystems – über die Ländergrenzen Europas hinweg soll der Zugverkehr damit einfacher und schneller rollen.
Text: Landesregierung Schleswig-Holstein/red, Bild: Regionalverkehr