Für den Klimaschutz in der Bundesstadt Bonn beschreitet die SWB Stadtwerke Bonn Verkehrs GmbH (SWB Bus und Bahn) neue Wege, zum Beispiel beim „Urban Mining“. Beim „städtischen Bergbau“ wird die Stadt als großes Rohstoff-Lager für Baumaterial betrachtet – wobei das abgebaute Material nicht als Müll entsorgt, sondern wiederverwertet wird. Für die Stadtwerke bedeutet das: Durch den Rückbau von Kabeln werden wertvolle Rohstoffe gewonnen.
Alte Kabel machen Platz für Neues
Die Infrastruktur des Schienenverkehrs eignet sich sehr gut für das Prinzip des Urban Mining. „Da wir in den letzten Jahren auf elektronische Stellwerke umgestellt haben, sind dort unter anderem alte Kupferkabel obsolet geworden“, erklärte Reiner Welter, Fachbereichsleiter Fahrwege / Signaltechnik bei SWB Bus und Bahn, am 27. Dezember 2024. So kam die Idee eines Pilotprojekts auf, das drei Ziele verfolgte. Zunächst sollte durch das Entfernen der Kabel die potenzielle Brandgefahr in Tunnelbereichen reduziert werden. Daneben wollte man auf den Kabeltrassen Platz für zukünftige Vorhaben schaffen. Und die Verantwortlichen hat der Ansatz begeistert, die Kupferanteile als Wertstoffe wieder zurück in den Rohstoff-Kreislauf zu bringen. Als Partner stand den Stadtwerken eine Solinger Fachfirma zur Seite. Gemeinsam plante man das Vorgehen in den Tunneln und auf den oberirdischen Trassen. Welter: „Von November 2023 bis März 2024 sind die Kabel der alten Stellwerke im Bereich des Hauptbahnhofs und auf der Südbrücke rückgebaut worden, danach folgte von Mai bis September die Strecke von Bonn West bis Buschdorf / Dransdorf, und bis November wurden nicht mehr benötigte Kabel zwischen Königswinter und Bad Honnef entfernt.“
Kupfer gewonnen, Kohlenstoffdioxid eingespart
Die Zahlen dahinter können sich sehen lassen. Insgesamt bearbeitete die beauftragte Firma eine Strecke von knapp 16 km. Die beseitigten Kabel haben zusammengerechnet eine Länge von zirka 350 km und wiegen rund 280 t. Der Kupferanteil liegt bei etwa 150 t. Beim Verkauf des Metalls haben die Stadtwerke sogar einen kleinen Gewinn erzielt. Noch wichtiger ist für SWB Bus und Bahn aber der Aspekt Ressourcen-Schonung: Indem das Kupfer als Sekundär-Rohstoff weiterverwendet wird, muss es nicht importiert werden. Das spart CO₂-Emissionen. Und obwohl die Baufirma noch ihren eigenen CO₂-Ausstoß durch Autofahrten rund um die Baustellen verrechnet, ergibt sich alleine für die erste Bauphase eine Reduktion von 237 t Kohlenstoffdioxid. Anja Wenmakers, Geschäftsführerin SWB Bus und Bahn, betonte: „Das ist großartig, denn man sieht, wie auch kleinere Projekte auf die Verkehrswende einzahlen. Und wenn die beiden anderen Strecken ausgewertet sind, werden wir die positive CO₂-Bilanz mehr als verdoppeln.“ Schon jetzt ist für Wenmakers klar, dass das Pilotprojekt weitergedacht werden soll.
Text: SWB/se/red, Bild: Teqport