
In Halle (Saale) hat TINA den regulären Verkehr aufgenommen: Von der Straßenbahn mit Total Integriertem Niederflur-Antrieb hat die HAVAG, ein Tochter-Unternehmen der Stadtwerke Halle-Gruppe, insgesamt 56 Einheiten in zwei Längenvarianten bestellt.
Zwei Bahnen im Probebetrieb
Auf den Linien 1, 2 und 3 wird zunächst eine Straßenbahn des Typs MGT-XL unterwegs sein – im Rahmen eines vertraglich mit dem Hersteller Stadler vereinbarten dreimonatigen Probebetriebs, der Teil des Inbetriebnahme-Prozesses ist. Damit geht die erste von insgesamt 17 XL-Fahrzeugen (45 m lang) in den Linienbetrieb. Das erste Fahrzeug des Typs MGT-M mit 30 m Länge wird voraussichtlich im November zugelassen und geht danach in den Probebetrieb im täglichen Einsatz. Von dieser kurzen TINA-Variante wird es 39 Fahrzeuge geben. „Mit TINA beginnt für unsere Fahrgäste und den Nahverkehr in Halle (Saale) ein aufregendes neues Kapitel – wir entlassen die erste TINA aus dem innerbetrieblichen Inbetriebnahme-Prozess in den öffentlichen Fahrgastbetrieb“, freute sich HAVAG-Vorstand Vinzenz Schwarz am 2. September 2025. „Wir bringen nicht nur mehr Komfort, mehr Sicherheit und mehr Klimaschutz auf die Schiene, sondern setzen neue Maßstäbe, die unsere Stadt noch lebenswerter machen.“
Ausgiebige Funktionstests
Ziel des Probebtriebs ist es, die neuen Fahrzeuge unter realen Bedingungen in punkto Zuverlässigkeit und Funktionalität ausgiebig zu erproben. Dabei werden unter anderem Türen, Antriebe, Klimaanlage, Fahrgast-Informationssysteme und das Kollisions-Warnsystem auf Gebrauchsfähigkeit und das gesamte Fahrverhalten überprüft. Parallel zum ersten Linienfahrzeug werden weitere TINA-Bahnen als Fahrschulwagen im Einsatz sein, um zunehmend alle HAVAG-Fahrerinnen und -Fahrer für die neue Fahrzeuggeneration auszubilden.
Mehr Komfort, Barrierefreiheit und Energieeffizienz
Die neuen TINA-Straßenbahnen setzen in der Saalestadt Maßstäbe in Sachen Komfort, Barrierefreiheit und Energieeffizienz. Sie sind zu 100 % niederflurig und vollständig stufenlos begehbar – mit breiten Gängen und großzügigen Multifunktionsflächen für Rollstühle, Rollatoren und Kinderwagen. Für mehr Komfort sorgen effiziente Klimaanlagen, bequeme Sitze und die TINA-typischen Panorama-Fenster. Ein Plus an Sicherheit bieten neue Crashelemente, die LED-Beleuchtung, Türtaster mit optischer Anzeige, Kameras statt Außenspiegel sowie diverse Fahrer-Assistenzsysteme zur Vermeidung von Kollisionen. Auf das Personal wartet ein ergonomischer Arbeitsplatz mit separater Einstiegstür.
Erschütterungen sollen noch reduziert werden
Die TINA-Straßenbahnen wiegen mit rund 60 bzw. 45 t (XL- bzw. M-Variante) deutlich mehr als ihre Vorgänger, was bei Testfahrten und wenigen Stellen im Netz der HAVAG zu höheren Vibrationen bzw. Erschütterungen geführt hat. Der Grund für das höhere Gewicht sind zum Beispiel größere Fenster und Türen, Klimaanlagen, längere Wagenteile, mehr Antriebsmotoren sowie verstärkte Sicherheitsbauteile zur Verringerung von Unfallgefahren. Stadler arbeitet gemeinsam mit der HAVAG bereits an Lösungen, die zur Reduktion der Erschütterungen beitragen werden. Unabhängig davon wurde die Einhaltung der technischen Normen für Schienenfahrzeuge beim Thema hörbarer Schall (Luftschall) bereits gutachterlich nachgewiesen. Die TINA-Bahnen befinden sich nach wie vor in der Typen-Testphase, in der sie im Schienennetz getestet und individuell an die Anforderungen der Stadt und die Infrastruktur angepasst werden. Mit durch die Bahnen verursachten Vibrationen hat auch der Betreiber HEAG mobilo in Darmstadt zu kämpfen.
Und nach dem Probebetrieb?
Nach erfolgreichem Abschluss des Probebetriebs und einer Abnahme, werden die von Stadler sukzessive gelieferten TINA-Bahnen schrittweise in den Linienbetrieb überführt. Hier ersetzen sie die über 30 Jahre alten MGT6D-Fahrzeuge. Die HAVAG hat insgesamt 56 TINA-Einheiten geordert, Anfang September waren bereits fünf davon bei der HAVAG eingetroffen. Die neuen Fahrzeuge sollen für mindestens drei Jahrzehnte hinweg das Stadtbild prägen. Die Straßenbahn in Halle ist das größte Tramsystem in Sachsen-Anhalt: Die Streckenlänge beträgt einschließlich der Überlandlinie nach Bad Dürrenberg 88 km und ist damit eines der längsten Meterspurnetze Deutschlands.
Text: Stadler/HAVAG/red, Bild: HAVAG


