Zum Jahreswechsel nehmen die beiden hannoverschen Verkehrsunternehmen ÜSTRA Hannoversche Verkehrsbetriebe AG und regiobus Hannover GmbH den so genannten Gemeinschaftsbetrieb auf. Sie bleiben eigenständig, erhalten aber eine durchgehende Organisationsstruktur und treten unter einer Marke auf. Der Vorstand der ÜSTRA und die Geschäftsführung der regiobus wurden seitens der Region Hannover schon vor fünf Jahren identisch besetzt. Elke van Zadel, Regina Oelfke und Denise Hain führen nun auch den Gemeinschaftsbetrieb. Gemeinsame Marke ist „ÜSTRA“ – mit neuem Logo.
Ungewöhnliche Zusammenarbeit
Beide Unternehmen kommen zusammen auf rund 3200 Mitarbeitende, 430 Busse und 351 Stadtbahnen. Damit arbeitet in Hannover wieder eines der großen und von der Verkehrsleistung her bedeutenden deutschen Verkehrsunternehmen. Das Verkehrsgebiet hat die Größe des Saarlandes. Da aber unterschiedliche Rechtsformen nicht fusionieren können, war nach einer anderen Möglichkeit für die Zusammenarbeit innerhalb einer Organisation gesucht worden. Für diese wurden allein 69 Teilprojekte definiert, besetzt jeweils mit Mitarbeitern aus beiden Häusern. Zudem waren rund 110 Betriebsvereinbarungen zu untersuchen. Besonderheit ist, dass die Unternehmen zwar mit einer Marke und einem Namen dem Kunden gegenüber auftreten, aber jeweils einen Aufsichtsrat mit separaten Beschlüssen behalten. Sie beiben finanztechnisch getrennt und es gelten weiter zwei eigenständige Öffentliche Dienstleistungsaufträge. Es gibt schon jetzt nur eine Personalabteilung und einen zentralen Einkauf, alle anderen Strukturen werden zusammengeführt. Mittelfristig sollen auch die Gestaltung der Busse und die Dienstkleidung vereinheitlicht werden.
Auch ein gemeinsamer Tarifvertrag?
Andererseits wird es nur noch einen Betriebsrat geben, bis zu den nächsten Wahlen 2026 jenen der ÜSTRA. Bisherige regiobus-Betriebsräte beraten ihn. Derzeit gelten noch unterschiedliche Tarifverträge, voraussichtlich nach einer Übergangszeit ab Anfang 2026 nur mehr der niedersächsische TV-N. Im April 2024 hatten Unternehmensleitungen und Betriebsräte, Region Hannover und Gewerkschaft verdi einen Letter of Intend zum Gemeinschaftsbetrieb unterschrieben. Zugleich wurde eine erste Prozessvereinbarung als Grundlage für alle weiteren Aktivitäten geschlossen. Die Umsetzung soll spätestens zum Jahresende 2028 abgeschlossen sein. Personalabbau ist damit nicht verbunden, branchenüblich wird vielmehr weiter Personal gesucht. Neu ist, dass wechselseitige Einsätze möglich werden sollen, sowohl des Personals wie auch der Fahrzeuge. Nach Angaben der Üstra-Vorstandsvorsitzenden Elke van Zadel ist der Prozess „kein Selbstläufer“. Unter anderem ist eine Vielzahl gegenseitiger Verträge nötig, beispielsweise zur Kostenverrechnung. Noch vor Jahresende soll eine nicht-öffentliche Führungsvereinbarung als vertragliche Grundlage und letzte formalrechtliche Voraussetzung unterzeichnet werden.
Verkehrsverbund als dritter Partner
Der Gemeinschaftsbetrieb wird von Beteiligten als „größtes Projekt im Nahverkehr der Region Hannover“ bezeichnet. Unter der neuen Marke tritt als dritter Partner auch der Verkehrsverbund Großraum-Verkehr Hannover (GVH) auf: Statt zuvor dreier Internetauftritte gibt es bereits nur noch einen, Fahrgäste sollen sich ausschließlich im Internet informieren.
Text und Bild: Achim Uhlenhut, Hannover