Aus Sicht der Länder Berlin und Brandenburg, der Woiwodschaft Lubuskie sowie des VBB ist die derzeitige Infrastruktur der grenzüberschreitenden Verbindung Berlin – Kostrzyn – Gorzów Wielkopolski – Krzyż nicht ausreichend, um künftigen Anforderungen gerecht zu werden. Bislang ist die so genannte Ostbahn nicht elektrifiziert und auf deutscher Seite abschnittsweise noch eingleisig. Nach dem Willen aller Beteiligten soll die Strecke daher im Zielzustand durchgehend zweigleisig, elektrifiziert, für eine Geschwindigkeit von 160 km/h und für 740 m lange Güterzüge ausgebaut sein.
Entlastung für die Strecke Berlin – Poznań
Insbesondere durch Industrieansiedlungen in Grünheide bei Berlin und das weitere Wachstum der grenzüberschreitenden Verkehre nach Polen wird die südlich der Ostbahn gelegende Strecke Berlin – Frankfurt (Oder) – Rzepin – Poznań absehbar an ihre Kapazitätsgrenze stoßen. Der Ausbau der Strecke über Kostrzyn bietet sich daher vor allem für den Güterverkehr als Alternative ohne weite Umwege an. Zugleich kann auch die Region von einem schnelleren und stabileren Regionalverkehrsangebot profitieren. Am 14. Oktober 2024 unterzeichneten Länder, Woiwodschaft und VBB ein Positionspapier, das diese Argumente unterstreicht.
Heraufstufung im BVWP
Die Ostbahn ist derzeit als „ABS Berlin – Müncheberg – Grenze D/PL“ im „potenziellen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) enthalten. Berlin, Brandenburg und der VBB fordern mit dem Positionspapier unter anderem eine Heraufstufung in den „vordringlichen Bedarf“ des BVWP und damit eine Finanzierung und Umsetzung des Ausbaus durch den Bund. Gemäß eines im Auftrag des VBB erstellten Gutachtens kostet der Ausbau auf den Zielzustand auf deutscher Seite mindestens 1,3 Mrd. Euro. Die Länder können diese Kosten nicht allein aufbringen, finanzielle Mittel des Bundes sind notwendig und – so die Länder und der VBB – im Hinblick auf die nationale und europäische Bedeutung der Strecke auch angebracht.
Aufgrund der langen Vorlaufzeiten für Planung und Umsetzung sind die Länder Berlin und Brandenburg bereits in Vorleistung gegangen und haben aufbauend auf dem oben genannten Gutachten beim zuständigen Infrastrukturbetreiber DB InfraGO erste Planungen beauftragt. Die Eisenbahnbrücke über die Oder, die Ende Juli 2024 bei Kostrzyn eröffnet wurde, ist bereits zweigleisig ausgelegt.
Kurzfristige Verbesserungen
Darüber hinaus soll das Angebot auch kurzfristig mit den beschränkten Möglichkeiten der bestehenden Infrastruktur weiter ausgebaut werden: Ab Dezember 2024 werden neu zwei Züge pro Stunde zwischen Berlin und Müncheberg verkehren. Für diese Taktverdichtung wird der Betreiber, die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB), sukzessive neue batterie-elektrische Fahrzeuge (BEMU) vom Typ Siemens Mireo Plus B einsetzen. Außerdem sollen die (Diesel-)Züge zwischen Berlin und Kostrzyn künftig durchgehend in Doppeltraktion fahren.
Text: VBB/red, Bild: Deutsche Bahn AG/Volker Emersleben