
Die Bahnstrecke Hamburg – Berlin ist eine der wichtigsten Pendlerstrecken in ganz Deutschland – was sich in einem umfangreichen Konzept für den Schienenersatzverkehr (SEV) widerspiegelt. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), der das Qualitätsmanagement für den SPNV im Auftrag von Berlin und Brandenburg durchführt, hat am ersten Wochenende der Großraumsperrung auch den SEV vor Ort getestet.
Fahrzeiten werden eingehalten
Im Fokus der Prüfer standen dabei Fahrzeiten, Anschlüsse, Verkehrsnachfrage, Straßensituation, Fahrgast-Information und die Funktionsfähigkeit der Echtzeit-Infos in den Fahrplan-Auskunftsmedien. Die ersten Erkenntnisse und Erfahrungen des realen Betriebs deuten darauf hin, dass die im Ersatzverkehr geplanten Fahrzeiten zwischen den Haltestellen gut eingehalten werden. Dies ist eine wesentliche Vorausetzung dafür, dass die Anschlüsse – zum Beispiel in Kyritz und Quitzow oder zum Zug in Wustermark – erreicht und eingehalten werden können. Die in den Orten teilweise zusätzlich eingerichteten Haltestellen werden von den Fahrgästen grundsätzlich gut angenommen. Die als Zu- und Abbringer zum Ersatzverkehr über Wustermark (bei Berlin) fahrenden Züge des Regionalverkehrs (RE 4, RB 14, RB 21) waren größtenteils pünktlich.
Verbesserungsbedarf
Deutliches Verbesserungspotenzial besteht hingegen bei den Fahrgast-Informationsmedien und der Beschilderung der Busse, um den Fahrgästen – besonders beim Umsteigen – klare Orientierung zu verschaffen. So fehlen an den Haltestellen teilweise die Fahrplan-Aushänge, und mitunter sind Busse unvollständig oder missverständlich beschildert. Echtzeitdaten liegen bislang nur für einen Teil der Flotte zuverlässig vor. Aus Sicht des VBB besteht auch bei der Haltestellen- Ausstattung noch Verbesserungsbedarf. Zusätzliche Unterstände an den Umsteigepunkten in Wustermark und in Quitzow sind wünschenswert und aus Fahrgastsicht auch nötig.
Verbesserung der Qualität
Die Erkenntnisse wurden bereits am 4. August 2025 zwischen den beteiligten und verantwortlichen Akteuren ausgetauscht und erste Handlungsschritte zur Verbesserung der Qualität festgelegt. So sollen bis Ende der Woche noch einzelne Ausstattungs-Elemente für die Haltestellen des Ersatzverkehrs ergänzt und die Probleme bei der Echtzeitdaten-Lieferung bearbeitet werden. Nach diesen ersten Erkenntnissen will der VBB den SEV auch weiter intensiv beobachten, sowohl hinsichtlich der Qualität der Fahrzeuge und Fahrgast-Information als auch der Verkehrsnachfrage, die an den ersten Tagen sehr gering ausgeprägt war. Mit dem SEV-Betreiber, der ecoVista, ist gegenseitig abgestimmt, dass bei Anpassungsbedarf, zum Beispiel bei notwendiger Verstärkung von Fahrten um einen weiteren Bus, schnell und pragmatisch gehandelt werden soll.
Mehrere Umleiterverkehre
Besonderes Augenmerk liegt auf auf den Umleiterverkehren auf der Schiene. Mit den Linien RE 6 (Perleberg – Neuruppin – Löwenberg – Berlin Hbf) sowie RE 85 (Schwerin – Güstrow – Waren (Müritz) – Oranienburg – Berlin – Berlin Südkreuz) gibt es auf diesen Relationen zeitlich attraktive Umfahrungs-Alternativen zum SEV. Die Linie RE 6, die eigentlich über Falkensee nach Berlin-Spandau führt, befährt dabei zwischen Neuruppin, Herzberg (Mark) und Löwenberg die eigens für die Generalsanierung verbesserte Infrastruktur (zwischen Neuruppin und Herzberg rollen ansonsten nur Güterzüge). Insbesondere am Samstag, dem 2. August 2025, kam es aber zu häufigen Verspätungen und einzelnen Ausfällen beim RE 6. Mit zunehmender Routine konnten die Abweichungen am 3. und 4. August 2025 aber bereits reduziert werden.
Auch auf der Linie RE 85 waren bislang häufig Verspätungen zu verzeichnen, die dazu führten, dass die Fahrten bereits am Berliner Hauptbahnhof endeten und von dort wieder zurückfuhren. Gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen und der DB InfraGO werden auch in den kommenden Tagen die Ersatzverkehre beobachtet, Ursachen erforscht und mögliche Maßnahmen zur Abhilfe besprochen.
Umfangreiche Vorarbeiten
VBB-Geschäftsführer Christoph Heuing sagte am 4. August 2025: „Der VBB hat sich sehr für eine gute Planung und Organisation eingesetzt und erwartet, dass der SEV ein gutes Niveau hat. Damit die versprochene Qualität auch eingehalten wird, kontrolliert, evaluiert und korrigiert der VBB kontinuierlich das Angebot vor Ort.“ Schon die Vorbereitung und Konzeptionierung des SEV war eine logistische Herausforderung – es bedurfte im Vorfeld umfangreicher Abstimmungen zu den Planungen unter anderem mit DB InfraGO, benachbarten Aufgabenträgern, Städten und Gemeinden, Landkreisen und Verkehrsunternehmen sowie ecoVista als Busbetreiber. Straßenbaumaßnahmen, Wegeführungen in den Orten, Bedienung lokaler Haltestellen zur besseren Flächen-Erschließung mussten beispielsweise berücksichtigt werden. Dieses „Vorab-Wissen“ floss in die Vorbereitung der Betriebsaufnahme an ecoVista, bevor die Fahrtzeiten durch Testbefahrungen Ende 2024 geprüft wurden.
Alle diese Maßnahmen führten auch zu neuen Überlegungen und ganz praktischen Anpassungen. So entstand zum Beispiel der Neubau einer ÖPNV-Verknüpfungsanlage mit P&R-Flächen in Wustermark mit starker Unterstützung durch die Gemeinde und der Finanzierung des Landes Brandenburg gemeinsam mit der DB InfraGO.
Weitere Infos einschließlich Fahrpläne, Liniennetz zum Download sowie FAQs gibt es hier.
Text: VBB / red, Bild: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben


