Knapp einen Monat vor Beginn der VDV-Jahrestagung in Düsseldorf freut sich VDV-Präsident Ingo Wortmann über die Anzahl der VDV-Mitglieder – 2024 hat der Verband 603 ordentliche und 71 außerordentliche Mitglieder. Zugleich warnte Wortmann am 15. Mai 2024 vor den Herausforderungen für die Verkehrsbranche auf Schiene und Straße: „Wie in einem Zeitraffer hat sich die Lage für die Verkehrsunternehmen und -verbünde verändert: Während vor noch wenigen Jahren alles auf Angebotsausbau, massive Investitionen und finanzielle Unterstützung seitens der Bundes- und Landespolitik stand, um Klimaschutzziele zu erreichen und drängende verkehrliche, städtebauliche und gesundheitsgefährdende Herausforderungen im Land anzugehen, geht es nun vielerorts nur noch darum, das Angebot aufrechtzuerhalten und am Gütertransportmarkt zu bestehen.“
Laut Wortmann sind viele Fragen – insbesondere bei den Themen Finanzen, Personal und Bürokratie – unbeantwortet. Wortmann: „Die Trassenpreise für die Güterbahnen sind indiskutabel, die Elektrifizierung des Netzes stockt, der Ausbau- und Modernisierungspakt des ÖPNV liegt brach.“
Der VDV-Präsident fordert die Politik auf, sich den Problemen der Güterbahnen anzunehmen: „Die Ampel hat sich zum Ziel gesetzt, den Schienengüterverkehr bis 2030 um 25 % zu steigern. Das ist der Maßstab. Ein zentraler Punkt sind dabei die untragbaren Trassenpreisentgelte. Und: Die Koalition will bis 2030 das Schienennetz zu 75 % elektrifizieren. Hier liegt ein Schlüssel für den Bund. Denn nur so kann er das überlastete und häufig gestörte Kernnetz entlasten. Deutschland muss viel mehr in die Schienen- als in die Straßeninfrastruktur investieren.“ Bei der Frage der Finanzierbarkeit verweist der VDV auf die im Koalitionsvertrag formulierte Absicht, überflüssige, ineffektive sowie umwelt- und klimaschädliche Subventionen abzubauen. Wortmann: „Sie bestehen weiter, auch Steuervergünstigungen für Lkw.“
Im Berich Personenenverkehr sind die Fahrgastzahlen mit dem Deutschland-Ticket gestiegen. Doch laut VDV spitzt sich die Finanzierungssituation im ÖPNV zu. „Jeder Euro fließt in den Erhalt des Bestands-Angebots. Das reicht nicht aus, um die Kostensteigerung bei Personal, Energie oder Instandhaltung aufzufangen. Für den nowendigen massiven Ausbau oder die Modernisierung des Systems fehlen die Mittel. Der ÖPNV war nie weiter weg von den politisch vereinbarten Ausbauzielen“, so Wortmann. Es brauche laut VDV mehr staatliche Investitionen in die Verkehrs-Infrastruktur und in den Betrieb und eine nachhaltige Finanzierungs-Strategie, um die Zukunft des D-Tickets und den Betrieb zu sichern. Wortmann fordert den Bund auf, bei der Verkehrspolitik für Bus und Bahn endlich umzusteuern und sich zu seiner Verantwortung zu bekennen. Für die Zukunft des D-Tickets sei eine koordinierte Aktion der Bundes- und Landesfinanzministerien erforderlich. Wortmann: „Das Bundesfinanzministerium muss die finanzielle Unterstützung für das Deutschland-Ticket bis 2025 sicherstellen. Dazu muss der Bund die geplante Regionalisierungsmittel-Kürzung von 350 Mio. Euro rückgängig machen.“
Beim Themenkomplex Personalbedarf, -rekrutierung und -bindung sieht der VDV ein weiteres Risiko für die Entwicklung der Branche. Ingo Wortmann stellt klar: „Es ist richtig, das Thema Personal ins Zentrum der Diskussionen bei der VDV-Jahrestagung zu stellen. Wir wissen, was wir im Verband aneinander haben – wir lernen von den Vorreitern und unterstützen uns gegenseitig.“
Der VDV vertritt die gesamte Branche des klimafreundlichen Bus- und Bahnverkehrs für Personen und Güter – vom ÖPNV und Fernbusverkehr über Verkehrsverbünde und Zweckverbände bis hin zu den Eisenbahnverkehrs- und -infrastruktur-Unternehmen. Der Verband betont, dass gerade in Zeiten der Transformation der Wert der kontinuierlichen Sach- und Facharbeit im leistungsstarken Branchenverband nicht hoch genug bemessen werden kann. Nur so können eine wirkungsvolle Branchen-Kommunikation betrieben und Grundsatz-Entscheidungen herbeigeführt werden. Dies wird von der Politik anerkannt und zahlt sich für die Mitglieds-Unternehmen aus. Wortmann abschließend: „Wir müssen in schwierigen Zeiten als Branche eng zusammenstehen, um das Gespräch mit den politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern zu suchen.“
Text: red/pr, Bild: Regionalverkehr