Vor genau 30 Jahren, am 25. September 1993, wurde die Bahnstrecke von Bremervörde über Harsefeld nach Buxtehude im SPNV reaktiviert. Eigentümerin und Betreiberin der Verbindung ist die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (evb). Das Unternehmen, deren Gesellschafter das Land Niedersachsen sowie diverse Landkreise, Gemeinden und Städte sind, hatte 1991 im Dreieck Hamburg-Bremen-Cuxhaven von der damaligen Deutschen Bundesbahn mehrere Nebenstrecken gekauft, darunter die Linie von Bremerhaven über Bremervörde nach Stade, auf der noch Personenzüge fuhren, sowie die Güterstrecke von Bremervörde nach Harsefeld. 1992 übernahm die evb auch die Buxtehude-Harsefelder Eisenbahn (BHE), die bis dahin noch als eigenständiges Güterverkehrsunternehmen aktiv war. Da die Gemeinden entlang der Linie Bremervörde – Stade kein großes Interesse am Fortbestand des Zugverkehrs zeigten, richtete die evb die Achse von Bremerhaven über Bremervörde und Harsefeld nach Buxtehude für den Regionalverkehr her. Dieser wurde 1993 mit fabrikneuen Triebzügen der Baureihe 628 im Stundentakt aufgenommen (sonntags zunächst zweistündlich). Dabei fuhren die Züge auf den Gleisen der DB über Buxtehude hinaus weiter nach Neugraben, wo Anschluss an die Hamburger S-Bahn bestand. Seit Ende 2007 enden alle Züge der evb in Buxtehude, da die S-Bahn mit neuen Zweisystemzügen von Neugraben über Buxtehude nach Stade verlängert wurde.
Auf der Achse Bremerhaven – Bremervörde – Buxtehude ist die evb mit großem Erfolg unterwegs. Die 628er wurden 2003 durch neue Dieseltriebzüge des Typs Coradia Lint aus dem Pool der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG) abgelöst, die derzeit wiederum durch neue Wasserstofftriebzüge des Typs Coradia iLint ersetzt werden. In den letzten Jahren wurden zudem zahlreiche Bahnsteige erneuert und durch Fahrgast-Informationsanzeigen mit Echtzeitangaben ergänzt.
Voraussichtlich ab 2026 soll nun auch die 1993 eingestellte Strecke von Bremervörde nach Stade reaktiviert werden. Das hat der „Lenkungskreis Reaktivierungen“ unter der Leitung des niedersächsischen Wirtschaftsministers Olaf Lies (SPD) am 5. Juni 2023 beschlossen. Derzeit wird diese Linie von vier bis zwölf Zügen täglich befahren, darunter Überführungsfahrten von DB-Zügen, die in der evb-Werkstatt in Bremervörde gewartet werden, Güterzüge und der Moorexpress von Bremen über Bremervörde nach Stade. Dementsprechend ist die Infrastruktur bereits weitgehend ertüchtigt und befindet sich in einem guten Zustand. Investitionen sind in der Hauptsache in Signaltechnik und Bahnsteige nötig. Eine 2022 erstellte Machbarkeitsstudie hatte einen deutlich positiven NKI (Nutzen-Kosten-Indikator) für die Linie Bremervörde – Stade ergeben. Vonseiten der evb wurde angeregt, den Wasserstoffzug Coradia iLint einzusetzen, der schon zwischen Bremerhaven und Buxtehude fährt. Für die Linie nach Stade würden zwei zusätzliche Triebzüge benötigt
Am 30. September und 1. Oktober 2023 feiert die evb das 125-jährige Bestehen der Linie Bremervörde – Stade mit einem Bahnhofsfest in Bremervörde. Neben einer Fahrzeugausstellung wird es auch Sonderfahrten im Stundentakt mit historischen und neuen Fahrzeugen geben. Eingesetzt werden unter anderem Großraum-Dieseltriebwagen der Maschinenbau Kiel (MaK) sowie der Coradia iLint.
Text: Tim Schulz, Bild: Regionalverkehr