
Baumaßnahmen an der Infrastruktur und der Triebfahrzeugführer-Mangel waren vielfach die Hauptgründe für die Verspätungen und Zugausfälle im vergangenen Jahr. Das dokumentiert der SPNV-Qualitätsbericht 2024 des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR).
Landesweites Aktionsprogramm
Dem Personalmangel bei den Eisenbahn-Verkehrsunternehmen (EVU) begegnen die nordrhein-westfälischen SPNV-Aufgabenträger im Fahrplanjahr 2025 mit einem NRW-weiten Aktionsprogramm. Um den Betrieb zu stabilisieren und vor allem für die Reisenden planbarer zu machen, sind die Fahrpläne reduziert worden, um mit dem tatsächlich vorhandenen Personal zuverlässiger fahren zu können. „Der Personalmangel war 2024 ein großes Problem, das die Aufgabenträger gemeinsam mit dem Land und den EVU angegangen sind“, sagte Oliver Wittke, Vorstandssprecher des VRR, bei der Vorstellung des Qualitätsberichts am 18. Juni 2025. „Neben gemeinsamen Ausbildungs-Programmen für das dringend benötigte Fahrpersonal haben wir im Zuge des ‚Aktionsprogramms Personal und Betrieb‘ einen reduzierten Fahrplan auf den Weg gebracht.“ Mit diesen Maßnahmen soll es den EVU gelingen, die personalbedingten Ausfälle im Jahr 2025 bei einer Quote von unter 1 % zu halten und so die Verkehrsleistungen von RE, RB und S-Bahn zu stabilisieren. Wittke: „Dass dieser Plan aufgeht, zeigt sich bereits jetzt: Die Anzahl der personalbedingten Zugausfälle ist spürbar zurückgegangen.“
Zur Kompensation der Leistungs-Reduzierungen auf besonders stark frequentierten Verbindungen werden nach Aufforderung des VRR seit Jahresbeginn zusätzliche Züge von dritten EVU wie Lok-Partner, Smart Rail, Train Charter Service und Train Rental eingesetzt, die einzelne Fahrten übernehmen und die Fahrpläne stabilisieren.
Mehr Zugausfälle und häufigere Verspätungen
Mit den genannten Maßnahmen reagiert der VRR auf die seit Jahren schlechter werdende Qualität im SPNV. Insgesamt fiel im Jahr 2024 jeder fünfte Zug aus: Die Quote über alle bestellten Zug-km liegt bei 20,57 %. Mehr als jeder zehnte Zug verkehrte baustellenbedingt nicht (10,52 %). „Die Quote der baustellenbedingten Zugausfälle steigt seit Jahren an. Das zeigt deutlich, wie modernisierungsbedürftig die Eisenbahn-Infrastruktur an Rhein und Ruhr ist“, sagte Wittke.
Zudem fuhren die Züge 2024 noch unpünktlicher als im Vorjahr: Die durchschnittliche Verspätung lag bei 2 Minuten und 10 Sekunden. Insbesondere bei den langlaufenden Regionalexpress-Linien hat sich die Situation verschlechtert. Nur 67,5 % der Fahrten verliefen pünktlich, was einem Minus um 5 % entspricht. Bei den Regionalbahnen waren 76,6 % aller Züge gar nicht oder nur leicht verspätet. Die S-Bahnen waren mit 83,9 % erneut die pünktlichsten Linien.
Ausblick
Bis die Modernisierung der maroden Infrastruktur Früchte trägt, wird es für die Fahrgäste noch über einen längeren Zeitraum Engpässe und Einschränkungen geben. Wittke: „Das geht nicht von heute auf morgen. Insofern werden uns Baustellen und Störungen im Bereich der Infrastruktur ehrlicherweise noch Jahre begleiten.“ Gerade in einem dichten Netz wie in NRW seien die Auswirkungen besonders gravierend. Der VRR hofft, mit seinem Aktionsprogramm im Jahr 2026 zum Regelfahrplan zurückkehren zu können. Wittke abschließend: „Die Situation bleibt weiter herausfordernd.“
Text: VRR/red, Bild: Regionalverkehr