Die Wendlandbahn von Lüneburg nach Dannenberg Ost, die von der erixx GmbH befahren wird, ist seit dem 21. November 2022 gesperrt. Nach dem schweren Zugunglück in Burgrain (Bayern) am 3. Juni 2022, bei dem fünf Menschen starben, waren schnell schadhafte Betonschwellen als Ursache ausgemacht. Dies führte zu einer bundesweiten Überprüfung von Bahnstrecken, auch der nach Dannenberg Ost. Hier wurden mehrere Tausend Schwellen identifiziert, die ausgetauscht werden müssen. Die DB Netz AG hat seither mehrere Ausschreibungen auf den Weg gebracht, um ein Unternehmen zu finden, das die Instandsetzung durchführen kann – bislang erfolglos. Der Landesverband Niedersachsen des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) zeigte sich besorgt darüber, dass die Wendlandbahn bis Herbst 2023 gesperrt bleiben könnte. Möglich wäre eine Wiederinbetriebnahme auch erst Ende 2028, nachdem die Höchstgeschwindigkeit – wie derzeit geplant – von 60 auf 80 Stundenkilometer erhöht wurde.
Die Strecke Lüneburg – Dannenberg Ost hat mit der Streckenklasse D4 einen Oberbau, der auch schweren Güterverkehr aufnehmen kann. Bis auf die Castor-Transporte ins Atommüllzwischenlager Gorleben fahren hier aber nur leichte Triebzüge, und das auch nur mit Tempo 60. Die physikalischen Kräfte, die auf den Oberbau wirken, betragen also nur einen Bruchteil derer, die auf der Hauptstrecke in Burgrain auftreten. In einer Pressemitteilung vom 24. März 2023 stellt der VCD die Frage, ob die Sperrung der Wendlandbahn überhaupt gerechtfertigt ist oder ob sie kurzfristig aufgehoben werden kann.
Bisher wurde die 53 Kilometer lange Verbindung täglich von fünf Zugpaaren im Dreistundentakt befahren. Dafür reichte ein einzelner Coradia Lint aus. Um einen zweistündlichen Takt anbieten zu können, ohne einen zweiten Zug einsetzen zu müssen, muss die Höchstgeschwindigkeit heraufgesetzt werden.
Text: Tim Schulz, Bild: Regionalverkehr