Das Land Sachsen-Anhalt mit der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA) und die DB haben eine gemeinsam finanzierte Machbarkeitsstudie für eine mögliche Reaktivierung der Strecke Barby – Güterglück beauftragt, deren Ergebnisse am 15. November 2023 vorgestellt wurden. Die umfassende und fundierte Studie hat für die verkehrlichen, technischen, betrieblichen, naturschutzfachlichen und auch juristischen Aspekte sowohl Möglichkeiten als auch Risiken einer Reaktivierung herausgearbeitet. Untersucht wurde dabei die Strecke Barby – Güterglück und im Sinne einer verkehrlich umfassenden Betrachtung auch die Zulaufstrecke Schönebeck – Abzweig Seehof – Barby sowie die Einfädelung in Güterglück auf die Strecke Magdeburg – Dessau. Ziel der möglichen Reaktivierung wäre eine Umfahrung des hoch ausgelasteten Knotens Magdeburg und damit dessen Entlastung. Der zweigleisige Streckenabschnitt Magdeburg – Biederitz könnte sich mittelfristig mit der angestrebten Verkehrsverlagerung auf die Schiene zunehmend zu einem Engpass entwickeln.
Eine Reaktivierung der 2004 stillgelegten und anschließend freigestellten Strecke Barby – Güterglück würde in rechtlicher Hinsicht den Neubau einer Eisenbahnstrecke bedeuten. Dies hätte auch Auswirkungen auf den Zeit- und Kostenrahmen. Die Strecke führt im Bereich der Elbe durch mehrere Schutzgebiete, unter anderem Flora-Fauna-Habitat, Biosphärenreservat. Daher ist ein Neubau sehr anspruchsvoll. Im Ergebnis zeigte sich auch, dass nur mittels eines umfassenden Ausbaus und dabei unter anderem mit einer Dreigleisigkeit zwischen Schönebeck und Abzweig Seehof und einer Zweigleisigkeit zwischen Abzweig Seehof, Barby und Güterglück die verkehrlichen Anforderungen erfüllt werden können. Allerdings zeigt die Studie sowohl zwischen Schönebeck und Abzweig Seehof als auch im Bereich der Ortslage Güterglück aufgrund der nahen Ortsbebauung trassierungstechnische Herausforderungen auf. Des Weiteren bedarf es laut Studie des Neubaus einer mehrgleisigen Elbbrücke bei Barby. Die bestehende Brücke könnte nur mit hohem Aufwand für eine begrenzte Restnutzungsdauer ertüchtigt werden. Die mit dem gesamthaften Ausbau zwischen Schönebeck und Güterglück und der Reaktivierung des Abschnitts Barby – Güterglück einhergehenden Kosten werden derzeit grob auf rund 520 Millionen Euro geschätzt.
Martin Walden, Konzernbevollmächtigter der DB für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen: „Die Machbarkeitsstudie hat gezeigt, dass eine Reaktivierung der Strecke Barby – Güterglück technisch möglich ist. Für einen nachhaltigen verkehrlichen Nutzen insbesondere für den Güterverkehr wäre zudem ein mehrgleisiger Ausbau und eine Elektrifizierung notwendig. Damit haben wir einen möglichen Lösungsansatz für eine gegebenenfalls notwendige Entlastung des Magdeburger Knotens erarbeitet.“
Auf Basis dieser Ergebnisse werden das Land Sachsen-Anhalt und die Bahn nunmehr den vertieften Austausch mit dem Bund hinsichtlich der Schienen-Infrastruktur-Entwicklung im Knoten Magdeburg suchen. Dabei sollen auf Basis der Verkehrsprognosen und des Deutschlandtakts mögliche Engpässe diskutiert und etwaige Lösungsmöglichkeiten im Großraum Magdeburg betrachtet werden. Dies könnte alternativ zur bislang untersuchten Elbquerung bei Barby auch ein viergleisiger Ausbau der Strecke zwischen Magdeburg-Neustadt und Biederitz über die Magdeburger Herrenkrugbrücke sein. Die gemeinsame Machbarkeitsstudie zur möglichen Reaktivierung der Strecke Barby – Güterglück wird dabei einfließen und eine geeignete Grundlage für die Bewertung bieten.
Text: Deutsche Bahn AG/red, Bild: Deutsche Bahn AG/Wolfgang Klee