Die Stadtverordneten-Versammlung hat am 18. Dezember 2024 dem neuen lokalen Nahverkehrsplan für die Landeshauptstadt Wiesbaden zugestimmt. Der Magistrat und die ESWE Verkehrsgesellschaft mbH (ESWE Verkehr) sind nun beauftragt, die Liniennetz-Reform entsprechend den Festlegungen zum Basisnetz vorzubereiten und umzusetzen. Im Nahverkehrsplan wird grundsätzlich zwischen einem so genannten Basisnetz und einem Zielnetz unterschieden. Beim Basisnetz ist vorgesehen, dieses seitens ESWE Verkehr in zwei bis drei Jahren am Stück umzusetzen. Das Zielnetz entspricht dem anvisierten Endzustand der Netzentwicklung, der erst um das Jahr 2030 erreicht werden soll.
Neuerungen im Basisnetz
Mit dem Basisnetz wird das Wiesbadener Busnetz über neue Tangential-Verbindungen entzerrt, gleichzeitig werden neue Direkt-Verbindungen angeboten und damit auf sämtlichen Linien erneute Takt-Verdichtungen möglich. So werden einerseits weitere Stadtgebiete erstmals durch den ÖPNV erschlossen, darunter der Neroberg, das Wohngebiet um die Hans-Bredow-Straße und das Museumsquartier. Andererseits wird durch die neuen Direkt-Verbindungen auf vielen Alltagswegen der bisherige Umweg durch die Innenstadt nicht mehr notwendig sein. Besonders hervorzuheben sind die drei neuen Tangential-Verbindungen 19 (entlang des Zweiten Rings), 20 (zwischen Sonnenberg und Mainz über Bierstadt, Erbenheim und Mainz-Kastel) sowie 30 (zwischen Nordenstadt und Mainz über Delkenheim, Hochheim und den Ortskern von Mainz-Kostheim).
Ein weiteres Kernelement des Basisnetzes ist dessen Fokus auf eine verbesserte Verständlichkeit für die Fahrgäste. So wird zukünftig unterschieden zwischen Metrobus-Linien (auf Achsen mit der höchsten Fahrgastnachfrage), Sprinter-Bussen (40er-Linien für eine schnelle Verbindung zwischen Vororten und Innenstadt), Stadtbus-Linien (für die Feinerschließung im Stadtgebiet) und On-Demand-Angeboten in ausgewählten Bereichen. Darüber hinaus wird mit dem Basisnetz ein so genanntes Taktversprechen verknüpft, wonach Buslinien über den ganzen Tagesverlauf weitgehend in der gleichen Grundtaktung von je 15 oder 30 Minuten verkehren.
Was kommt im Zielnetz 2030?
Das Zielnetz des Nahverkehrsplans soll um das Jahr 2030 erreicht werden. Es beinhaltet darum auch zukünftige Siedlungs- und Infrastruktur-Projekte, von denen bis zum Jahr 2030 eine Realisierung erwartet werden kann. So sind im Zielnetz beispielsweise auch die Anbindung des Haltepunkts an der Wallauer Spange (eine kurze Neubaustrecke zur besseren Anbindung Wiesbadens an den Frankfurter Flughafen und Frankfurt), die Aartalbahn, der Sportpark Rheinhöhe, der neue BKA-Standort und das Ostfeld mitgeplant und mitgedacht. Die Verwirklichung bedeutet unter anderem noch mehr Fahr-km und ist mit einigen Voraussetzungen verknüpft, die nicht in kurzer Zeit machbar sind. Dazu gehören ein neuer Betriebshof für ESWE Verkehr, die Anschaffung von Doppelgelenkbussen für größere Fahrgastkapazitäten sowie mehr Fahrpersonal.
Umfangreiche Bestandsanalyse
Grundlage für den neuen NVP waren eine umfangreiche Bestandsanalyse und anschließende Mobilitätssimulation auf Grundlage verschiedener soziostruktureller und sozialräumlicher Daten. Es folgten mehrfache Beteiligungsrunden mit der Stadtbevölkerung, den Ortsbeiräten, der Verwaltung und angrenzenden Gebietskörperschaften. Die Erstellung des vierten lokalen Nahverkehrsplans der Landeshauptstadt Wiesbaden erfolgte als Auftrag durch die beiden Planungsbüros ioki GmbH (Frankfurt am Main) und Planersocietät (Dortmund) sowie durch einen projektbegleitenden Arbeitskreis aus Vertretern des Dezernats für Bauen und Verkehr, der ESWE Verkehrsgesellschaft mbH sowie der Rheingau-Taunus-Verkehrsgesellschaft mbH.
Text: ESWE Verkehr/red, Bild: Regionalverkehr