Die operative Phase des Forschungsprojekts „LastMileTram RheinMain V“ der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) in Kooperation mit der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main GmbH (VGF) und Amazon Logistics wurde erfolgreich abgeschlossen. Der am 6. September 2024 gestartete Realbetrieb veranschaulichte das Potenzial einer Güterstraßenbahn – kombiniert mit E-Transportern und elektrischen Lastenrädern – für die Paketzustellung in urbanen Ballungsräumen. Während der vierwöchigen Pilotphase konnte die Gütertram nachweislich zur Entlastung des städtischen Verkehrs beitragen und die CO₂-Belastung durch eine lokal emissionsfreie Zustellung signifikant reduzieren. Erste Ergebnisse wurden am 8. Oktober 2024 vorgestellt. Die endgültige Bewertung, ob die zuvor mit einem digitalen Zwilling berechneten CO₂-Einsparungen von bis zu 56 % tatsächlich erreicht wurden, erfolgt nach der vollständigen Projektauswertung bis Ende 2024.
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„Dieses Projekt ist ein entscheidender Schritt für die Zukunft der städtischen Logistik in Hessen“, sagte der hessische Wirtschafts- und Verkehrsminister Kaweh Mansoori (SPD). „Es zeigt, dass innovative Verkehrskonzepte nicht nur theoretisch tragfähig sind, sondern auch im praktischen Einsatz überzeugen.“ Wolfgang Siefert, Mobilitätsdezernent der Stadt Frankfurt, erläuterte: „Ich freue mich sehr, dass jetzt erste Ergebnisse sichtbar werden. Sie können sich sehen lassen: Pro Liefertag konnten mit der LastMileTram 26,8 kg CO₂ lokal eingespart werden, im Gesamtprozess waren es 56,8 %. Und die Lärmbelastung war um 35 bis 32 Dezibel geringer.“ Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke, Projektleiter und Präsident der Frankfurt UAS, erklärte abschließend: „Die ersten Projektergebnisse verdeutlichen, dass multimodale Logistikkonzepte wie die Integration von Gütertrams einen echten Mehrwert für die urbane Lieferkette darstellen. Besonders spannend ist, wie sich Effizienz und Nachhaltigkeit durch die Kooperation unterschiedlicher Verkehrsträger steigern lassen.“
Die Gütertram im Realbetrieb
Der Einsatz der Gütertram als Teil eines dreistufigen Transportprozesses hat sich als effizient erwiesen. Die Anlieferung der Pakete an die Gütertram erfolgte mit E-Transportern, die Gütertram beförderte die Pakete dann in die Frankfurter Innenstadt. Elektrische Lastenräder übernahmen die Pakete an den Innenstadt-Haltestellen Zoo und Gutleut und fuhren diese an die Haustüren der Empfänger. Die Gütertram des Typs P-Wagen kann mit geringfügigen Umbaumaßnahmen derzeit maximal 600 Pakete mit einer Fahrt transportieren. Im Zuge des Pilotprojekts wurden mit einer Tram pro Tag im Schnitt 4,8 Lastenrad-Touren mit durchschnittlich 67 Paketen je Lastenrad-Tour beliefert. Die Tram wurde aufgrund des Pilotstatus unterhalb der Maximalkapazität beladen. Auch die Lastenräder wurden bewusst nicht mit 100 % ausgelastet. Pro Tour wurden die Pakete über eine Strecke von 22,4 km transportiert.
Die beiden Innenstadt-Haltestellen wurden vom Kooperationspartner VGF für das Projekt gewählt, die Lastenrad-Streckenauswahl erfolgte anhand des Liefergebiets direkt um die Tram-Haltestellen. Für das Projekt wurden die herkömmlichen Transportverpackungen genutzt und nur Lieferungen, die aufgrund spezifischer Transportverträge ausgeschlossen waren, wurden nicht in den Realbetrieb der Gütertram integriert. Die Umladezeiten von der Tram in das Lastenrad waren sogar vier Minuten geringer als ursprünglich geplant. Der gesamte Prozess verlief nahezu emissionsfrei, was die ökologischen Vorteile im Vergleich zu konventionellen Zustellmethoden deutlich macht.
Das gesamte System arbeitete stabil ohne nennenswerte Störungen. Besonders positiv fiel die Tatsache ins Gewicht, dass die zuvor im digitalen Zwilling simulierten Abläufe im Realbetrieb umgesetzt werden konnten. Obwohl die endgültige Auswertung der CO₂-Einsparungen noch aussteht, deuten die ersten Daten darauf hin, dass der Ansatz deutliche Effizienzvorteile und eine signifikante Reduzierung der Emissionen bietet. Die Lieferkette konnte lokal emissionsfrei betrieben werden, was in der Praxis einen wichtigen Schritt in Richtung einer klimafreundlicheren Logistik darstellt. Der Einsatz multimodaler Konzepte, insbesondere die Integration von E-Transportern, Güterstraßenbahnen und E-Lastenrädern, zeigt ein erhebliches Potenzial für eine nachhaltigere Logistik mit einer geringeren Belastung der Straßen.
Verbesserungsmöglichkeiten
Obwohl die Testphase erfolgreich verlief, zeigten sich auch Verbesserungsmöglichkeiten. Insbesondere die Wartezeiten bei der Entladung der Tram und der Beladung der Lastenräder bieten noch Optimierungspotenzial. Hier kann bei einem Regelfahrplan die Wartezeit noch verkürzt werden. Zudem wird geprüft, inwieweit das System auch für den Transport sperriger Güter geeignet ist. Eine weitere Erkenntnis ist, dass die Einrichtung von zentralen City Hubs für künftige Projekte und eine breitere Nutzung noch intensiver untersucht werden sollte. Welche Kosten beim Regelbetrieb einer Gütertram anfallen würden, hängt von mehreren Faktoren ab. Diese beinhalten unter anderem welche Tram konkret eingesetzt wird, wie sie umgebaut werden müsste, welche Anzahl an Paketen transportiert werden könnten und welche Haltestellen sowohl für den Betreiber als auch für das Versandunternehmen im täglichen Betrieb praktikabel wären.
Ausblick: Ein Modell für weitere Städte?
Das Konzept von LastMileTram könnte in Zukunft auch in anderen Städten Anwendung finden. Die ersten Ergebnisse bieten eine solide Grundlage für die Weiterentwicklung des Modells. Der Einsatz von elektrischen Lastenrädern und E-Transportern in Kombination mit der Tram zeigt, dass ein lokal emissionsfreies Liefernetzwerk im urbanen Raum möglich ist.
Über das Forschungsprojekt LastMileTram V
Seit 2018 wurde zunächst im Research Lab for Urban Transport (ReLUT) der Frankfurt UAS das Konzept der „LastMileTram“ erforscht. In den letzten Projektabschnitten 2022 und 2023 simulierte die Forschungsgruppe am Projektstandort Frankfurt den großflächigen Einsatz einer Güterstraßenbahn für den urbanen Transport von Gütern, um die Auswirkungen des Zustellprozesses auf das urbane Logistiksystem identifizieren zu können. Mit LastMileTram V wird der Realbetrieb nun direkt im Projektbereich des Hochschulpräsidiums gemeinsam mit der VGF und Amazon erprobt. In Summe hat diese Lösung das Potenzial, in ausgewählten Stadtteiltypen wirtschaftlicher als die herkömmliche Belieferung zu sein. Auch wurden die rechtlichen Herausforderungen der Güterstraßenbahnen identifiziert, darunter die Sicherheitsvorschriften. Zusätzlich wurden alle operativ relevanten Vorbereitungen getroffen, um LastMileTram als Pilotprojekt in Frankfurt umsetzen zu können.
Text: Frankfurt UAS/red, Bild: Frankfurt UAS