Die Stammstrecken-Reaktivierung der Niederbarnimer Eisenbahn AG (NEB) geht in die Umsetzungsphase: Am 1. November 2024 startete der Bau des Regionalbahnsteigs Berlin-Wilhelmsruh. Nachdem im Dezember 2020 in einer ersten Baustufe die Vorbereitungen unter anderem mit der Verlegung des Mauerwegs und die Baufeld-Freilegung initiiert wurden, folgt nun der Wiederaufbau des Regionalverkehrshalts in neuer Lage. Das Land Berlin stellt dafür eine Förderung in Höhe von rund 6 Mio. Euro als Überbrückung bis zur Bewilligung der benötigten Bundesfördermittel zur Verfügung.
Rückblick
Die NEB-Stammstrecke führt von der S-Bahn-Station Berlin-Wilhelmsruh über Basdorf nach Groß Schönebeck. Hinzu kommt eine Zweigstrecke von Basdorf nach Liebenwalde, die heute nur noch bis Wensickendorf und Schmachtenhagen reicht. Die NEB ist auch unter dem Namen Heidekrautbahn bekannt, da Groß Schönebeck als Tor zur Schorfheide gilt. Durch den Bau der Berliner Mauer 1961 wurde der durchgehende Verkehr zwischen Wilhelmsruh und Schönwalde (nahe Basdorf) unterbrochen – fortan begannen die Personenzüge im Bahnhof Berlin-Karow an der Strecke nach Eberswalde. Bereits 1950 war zwischen Karow, Basdorf und Oranienburg eine Neubaustrecke zur Umfahrung von West-Berlin errichtet worden, die nun als Ausweichlinie diente. Der 13 km lange Stammstrecken-Abschnitt von Berlin-Pankow nach Schönwalde wird seitdem nur noch im Güterverkehr genutzt. Nach der Wiedervereinigung erhielt die NEB ihre Strecken zurück. Heute ist das Unternehmen ab Berlin-Karow im SPNV unterwegs, ab Ende 2024 sollen auf der Heidekrautbahn neue Wasserstoff-Triebzüge des Typs Mireo Plus H rollen.
Reaktivierung in Berlin-Wilhelmsruh gestartet
Die nun gestarteten Bauarbeiten am Bahnhof Berlin-Wilhelmsruh umfassen vor allem folgende Maßnahmen: Oberbau-, Tiefbau- und Kabel-Tiefbaumaßnahmen (zum Beispiel Dammaufschüttung, Gleisbau) sowie Entwässerungsmaßnahmen, Errichtung von Bahnsteig und Zugangsrampe, Ausstattung des Bahnsteigs (Anzeigetafeln, Wartehäuschen, Beleuchtung und Wegeleitsystem) sowie landschafts-pflegerische Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen.
Gemeinsam mit den Ländern Berlin und Brandenburg wird die NEB eine Ko-Finanzierung der Bundesförderung für die Wiederinbetriebnahme der Stammstrecke absichern. Eine Absichtserklärung der Länder und der NEB befindet sich in Erstellung. Während für den Abschnitt vom Bahnhof Wilhelmsruh bis zum Bahnübergang Hertzstraße in Berlin schon Planrecht existiert, müssen für den folgenden Abschnitt bis zum Abzweig Schönwalde noch die förmlichen Planfeststellungsverfahren in Berlin und Brandenburg beendet werden.
Im Ergebnis der ersten Erörterungstermine im Herbst 2023 wurde die Notwendigkeit von Anpassungen in den vorliegenden Planungen und Gutachten festgestellt. Dies betrifft vor allem die Bereiche Umwelt-, Natur und Schallschutz. Derzeit werden die Unterlagen entsprechend überarbeitet und den Planfeststellungsbehörden im Verlauf des Jahres 2025 zur Prüfung übermittelt. Diese entscheiden dann über das weitere Vorgehen. Darauf aufbauend kann die NEB eine Aktualisierung der Terminplanung vornehmen. Angesichts des Umfangs der Änderungen bzw. Fortschreibungen rechnen die Projektpartner mit einer Neuauslage der Planungsunterlagen pro Bundesland. Damit einher geht eine Terminverschiebung für die Wiederinbetriebnahme, die ursprünglich bereits für 2023 geplant war.
Ausblick
Im Zuge der Reaktivierung der NEB-Stammstrecke ist für die erste Betriebsstufe ein ganztägiger Stundentakt zwischen Wilhelmsruh und Basdorf vorgesehen. Zudem werden auf der Strecke, wie heute schon, weiterhin regelmäßige Überführungsfahrten der Firma Stadler aus dem Gewerbegebiet Pankow Park stattfinden. Für die Reaktivierung des SPNV sind folgende Infrastruktur-Maßnahmen zu realisieren: Erneuerung des Fahrwegs bis Schönwalde (unter anderem Gleisbau, Straßen- und Gleistiefbau, Entwässerungs- und Kabelanlagen), Errichtung von drei Elektronischen Stellwerken (ESTW) in Berlin-Rosenthal und Schildow sowie am Betriebshalt Mühlenbecker See plus Streckenausrüstung mit ESTW-Technik, Erneuerung der sechs Stationen Berlin-Rosenthal, Berlin-Blankenfelde, Schildow, Schildow Mönchmühle, Mühlenbeck und Schönwalde West, Bau eines neuen Haltepunkts am Gewerbegebiet Pankow Park, Einrichtung bzw. Erneuerung von Kreuzungsgleisen in Berlin-Rosenthal und Schildow sowie am Betriebshalt Mühlenbecker See und Erneuerung sowie Neubau von 17 technisch gesicherten Bahnübergängen.
Text: Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB)/red, Bild: Regionalverkehr