
Während der IAA Mobility können Besucher:innen auf dem Münchner Königsplatz kostenlos in die S-Bahn der Zukunft einsteigen: Der Freistaat Bayern, die Deutsche Bahn und der Hersteller Siemens Mobility präsentieren ein begehbares Modell der neuen Fahrzeug-Generation, die ab Ende 2028 in und um München unterwegs sein wird. Auf 22 m Länge und im Maßstab 1:1 sind Design, Ausstattung und Fahrgastinformation der XXL-S-Bahn für jeden erfahrbar.
Ein über 200 m langer Gliedertriebzug
Schon auf Berliner InnoTrans 2024 zeigte Siemens Mobility ein erstes 1:1-Modell eines Endwagens, allerdings noch ohne Innenraum-Gestaltung. Der Hersteller liefert für mehr als 2 Mrd. Euro insgesamt 90 13-teilige Gliederzüge in die bayerische Landeshauptstadt. Die neuen XXL-Züge sind 202 m lang und laufen auf 14 Fahrwerken: Unter den Kopfenden der Endwagen befinden sich Drehgestelle, untereinander sind die Wagen mit Jakobs-Drehgestellen verbunden. Die S-Bahnen haben einen Wagen mehr als die bisherigen Münchner Langzüge, die aus drei vierteiligen Einheiten bestehen – der Platz für den 13. Wagen entsteht unter anderem durch den Entfall der vier „überflüssigen“ Führerstände. Die Antriebsleistung des Triebzugs, der etwa 365 t wiegt, liegt bei 7,8 MW. Pro Fahrzeugseite gibt es 31 Doppeltüren. Die Endwagen haben zwei Doppeltüren, während die Zwischenwagen abwechselnd über zwei oder drei Einstiege verfügen – pro Zug gibt es insgesamt fünf „Dreitürer“, in denen sich die Mehrzweckbereiche für Fahrgäste mit Fahrrad oder Kinderwagen befinden. Alle Türen lassen sich mit Leuchtdrucktastern von TSL-Escha öffnen. Für Rollstuhlfahrer gibt es Stellplätze am zweiten Einstieg der Endwagen, an dem auch eine elektrisch ausfahrbare Spaltüberbrückung zu finden ist. Mit 1,4 m sind die Türen 20 cm breiter als bisher und beschleunigen das Ein- und Aussteigen. Pro Bahn stehen 376 Sitzplätze in der klassischen Zweier-, Dreier- und Vierer-Anordnung zur Verfügung, hinzu kommen 80 Klappsitze.
Mehr Komfort und einfachere Orientierung
Außen prägen das S-Bahn-Logo mit Rautenmuster sowie die Farben Weiß und „Bahnland Bayern“-Blau das Design. Innen ergänzen gelbe Akzente und Naturtöne das Spektrum. Mit der tageszeitabhängigen Beleuchtung entsteht ein heller, moderner Innenraum, ausgestattet mit robusten und nachhaltigen Materialien. Für mehr Komfort sorgen ein größerer Sitzabstand, USB-C-Steckdosen, mobilfunkdurchlässige Scheiben, WLAN und eine leistungsstarke Klimaanlage, ausgelegt für bis zu 45 Grad Außentemperatur. Klar gekennzeichnete Bereiche für Rollstühle, Kinderwagen und Fahrräder und großzügige Einstiegsbereiche sorgen für mehr Pünktlichkeit: Die Fahrgäste können sich mit Boden-Markierungen schneller orientieren und verteilen. Dazu tragen auch die fünf großen Mehrzweckbereiche bei, deren Kapazität sich mit 80 automatisch verriegelbaren Klappsitzen flexibel anpassen lässt. Moderne Kameratechnik hilft dabei, dass der Zug an den Bahnhöfen schneller abgefertigt werden kann.
Verbesserte Barrierefreiheit und große Info-Displays
Neue Maßstäbe bei der Barrierefreiheit setzen breite, stufenfreie Wagenübergänge des Zulieferers HÜBNER sowie Rollstuhlplätze mit Displays auf Augenhöhe, die über Aufzugsstatus und Bahnsteighöhe informieren. Fahrgäste mit Hörgeräten können sich für Ansagen per Bluetooth verbinden. Tastbare Piktogramme, Brailleschrift, akustische Signale und eine kontrastreiche Gestaltung komplettieren die Barrierefreiheit. Insgesamt 168 Displays pro XXL-Bahn machen die Fahrgast-Information erstmals komplett digital – vom Netzplan über den Fahrtverlauf bis zur Position von Aufzügen und Ausgängen am nächsten Bahnsteig. Außen sorgt ein LED-Band in der Farbe der jeweiligen S-Bahn-Linie für schnelle Orientierung am Bahnsteig.
Modernste Technik für mehr Zuverlässigkeit
Die neuen Züge sind digitaler und vernetzter als je zuvor: Ein Fokus liegt auf minimalen Lebenszyklus-Kosten durch höchste Energie-Effizienz, minimierte Wartungskosten und optimierte Betriebs-Unterstützung. So haben die S-Bahnen eine hohe Anzahl von redundanten Komponenten und sind mit dem System Railigent X ausgestattet, das höchste Verfügbarkeit der Züge gewährleistet. Railigent X ist Teil der offenen, digitalen Business-Plattform Siemens Xcelerator, die Kunden eine einfachere, schnellere und besser skalierbare digitale Transformation ermöglicht. Software-Updates müssen außerdem nicht mehr zeitraubend manuell im Werk aufgespielt werden, sondern erreichen die Züge im Rahmen der Wartung per sicherer Online-Verbindung.

Siemens Mobility stattet alle Fahrzeuge mit dem europäischen Zugsicherungssystem ETCS und Automatic Train Operation (ATO) sowie einem Train Integrity Monitoring System (TIMS) aus. Das ETCS der Fahrzeuge vereint modernste, zuverlässige Technologie, geringere Wartungskosten durch Standardisierung und bringt Interoperabilität in das Münchner Schienennetz, das die DB ab 2030 digitalisieren und mit ETCS-Streckenausrüstung ausstatten will. Durch die Integration von ATO over ETCS sind die neuen S-Bahnen fit für den Schienenverkehr der Zukunft.
Das Modell auf der IAA Mobility erleben
Das Modell steht auf dem Open Space der IAA Mobility auf dem Münchner Königsplatz zwischen den Propyläen und der Glyptothek, direkt neben der DB-Initiative „Zukunft Nahverkehr“. Interessierte können es während der IAA Mobility von 11 bis 21 Uhr (Sonntag von 10 bis 17 Uhr) kostenlos besichtigen. Der Innenraum ist mit Führungen zugänglich, zu denen man sich vor Ort anmelden kann. Bis zur Inbetriebnahme der neuen S-Bahnen wird das Modell nahe des künftigen S-Bahn-Werks in Pasing-Langwied stehen. Dort wird es weiteren Tests dienen, um Ende 2028 ein perfekt gestaltetes Fahrzeug in den Einsatz schicken zu können.
Text: Siemens/BEG/DB AG/red, Bilder: Deutsche Bahn AG/Thomas Kiewning


